In Berlin, München, London, Rom oder Amsterdam sind die „Stromer“ bereits unterwegs – leise und ohne Abgase auszustoßen flitzen die Elektrofahrzeuge durch die Städte. In verschiedenen Modellprojekten untersuchen Autobauer, Zulieferer, Energieunternehmen und Kommunen, wie sich Elektromobilität fit für den Alltagseinsatz machen lässt. Erkenntnisse, die dringend gebraucht werden. Denn bereits im Jahr 2020 sollen allein in Deutschland eine Million Elektroautos fahren, so die Pläne der Bundesregierung. Schon jetzt steigt die Nachfrage nach Wagen, die mit Strom betrieben werden.
Nachfrage steigt
„Wir gehen in diesem Jahr von 80.000 verkauften Fahrzeugen in Europa mit einem rein elektrischen oder einem Hybrid-Antrieb aus – das entspricht einem Marktanteil von 0,5 Prozent“, erwartet der Automobilforscher Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Der Experte schätzt, dass im Jahr 2015 in Europa 1,5 Millionen Hybrid- und Elektroautos verkauft werden. „Im Jahr 2030 wird es kein neues Auto ohne Elektro- oder Hybridantrieb mehr geben“, ist Dudenhöffer überzeugt.
Verbrennungsmotor ade
Mehr als ein Jahrhundert sorgte der Verbrennungsmotor für Automobilität. Doch die begrenzten Erdöl-Ressourcen und der Klimawandel zwingen zum Umdenken. Künftig sollen Wagen nicht mehr mit Sprit, sondern mit Strom betrieben werden. Elektroautos haben einige Vorzüge: Sie wandeln die Energie deutlich effizienter als Wagen mit Verbrennungsmotoren, stinken nicht und verursachen keinen Lärm. Zudem sind Elektrowagen umweltfreundlich – besonders, wenn der Strom aus regenerativen Quellen gewonnen wird.
Elektroautos könnten sogar als Energiespeicher dienen. Ist es nachts sehr windig, liefern die Windparks viel Strom. Die Akkus werden geladen. Tagsüber, wenn der Energiebedarf am höchsten ist, wird die Energie ins Stromnetz eingespeist.
IAA als Trendsetter
Gemeinsam mit Zulieferern, Batterieherstellern und Energieunternehmen bereiten die Autohersteller den Wandel vor. Eine komplexe Aufgabe: Denn im Automobilbau ändert sich die gesamte Wertschöpfungskette: Verbrennungsmotoren oder Schaltgetriebe werden nicht mehr gebraucht, dafür aber Elektroantriebe und leistungsfähige Batterien. Die Energiekonzerne müssen Geschäftsmodelle und Tarifstrukturen für die Stromversorgung der Autos erarbeiten. Zudem werden Ladestationen für die Elektrowagen benötigt. Derzeit arbeiten alle großen Autobauer mit Hochdruck am Elektrofahrzeug.
Schon in den kommenden zwei Jahren wollen die Hersteller strombetriebene Wagen auf den Markt bringen. Erste Modelle waren bereits in diesem Herbst auf der Automesse IAA in Frankfurt zu sehen.
Birgit Niesing / Fraunhofer-Magazin „weiter.vorn“
Stand: 09.10.2009