Der Nordosten des Tschad, verkehrstechnisch entlegen und von einer lebensfeindlichen Umwelt geprägt, ist bis heute die unbekannteste Region der Sahara, wenn nicht ganz Afrikas; hinzu kommt die notorisch instabile Sicherheitslage im Land. Auch die Seen von Ounianga sind seit ihrer Entdeckung durch den französischen Militärgeografen Jean Tilho im frühen20. Jahrhundert kein Feld geowissenschaftlicher Forschung gewesen.
In der Hoffnung, das Geheimnis um die größten Seen der Sahara zu lüften, wurde erst Anfang 1999 in Zusammenarbeit mit Uwe George vom GEO Magazin eine fünfwöchige Expedition gestartet, die das Gesicht und „paläoklimatische Profil“ der Seen von Ounianga und der angrenzenden Gebiete erkunden sollte.
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Grundwasser gegen Verdunstung
Der vier Quadratkilometer große Yoa-See von Ounianga Kebir liegt inmitten der tschadischen Sahara. Regen fällt hier fast nie, während die jährliche Verdunstung einen Weltrekord von über 6.000 Millimetern erreicht – etwa das 2.000-fache der örtlichen Niederschläge. Die Verdunstungsverluste, die etwa dem Wasserverbrauch der Millionenstadt Köln entsprechen, werden ausschließlich durch den unterirdischen Zufluss fossilen Grundwassers ausgeglichen. Lotungen in dem äußerst salzigen Seewasser ergaben maximale Tiefen von 26 Metern.
Feine Schichten verraten Klimaänderungen
Um die Beschaffenheit der Ablagerungen am Seegrund zu bestimmen, nahmen die Wissenschaftler mithilfe eines an einem Drahtseil hängenden Stechzylinders eine erste Probe. Der 50 Zentimeter lange Sedimentkern zeigte millimeterdünne Schichten mit einem charakteristischen Gefüge, das offenbar auf Winter- und Sommerphasen zurückging.
Das Entstehen einer solchen Feinschichtung erfordert außergewöhnlich konstante Ablagerungsbedingungen, auch in einer Oase der Extremwüste. Die Beobachtung unterstützte die Annahme, dass der Boden des Yoa- Sees ein bis in die Gegenwart reichendes Umwelt- und Klimaarchiv vermutlich des gesamten Holozäns, also der bisher 12.000 Jahre dauernden Nacheiszeit, birgt.
Dr. Stefan Kröpelin, Universität Köln / DFG Forschung
Stand: 18.09.2009