Zoologie

Die Fortpflanzung

Was macht ein Beuteltier zum Beuteltier?

Das eigentümlichste und zugleich interessanteste Merkmal der Beuteltiere ist ihre Fortpflanzung. Sie sind, wie alle anderen höheren Säugetiere auch, lebendgebärend. Jedoch bringen die Weibchen ihre Jungen nach längstenfalls circa 40 Tagen in einem frühen embryonalen Stadium zur Welt, in dem die Nachkommen anderer Säugetiere nicht lebensfähig wären. Die höheren Säuger gebären ihre Jungen erst dann, wenn sie voll entwickelt sind. Deshalb müssen die Beuteltiere ihre Jungen noch eine ganze Weile im Beutel mit sich herumtragen.

Beschwerliche Reise in den Beutel

Direkt nach der Geburt macht sich das winzige, nackte Junge, das selbst bei den großen Kängurus weniger als ein Gramm wiegt und noch blind und taub ist, auf die beschwerliche Reise in den Beutel der Mutter. Dabei erfährt es keinerlei Hilfe durch das Weibchen, sondern findet den Weg alleine aufgrund seines Geruchssinnes. Dieser Beutel, nach dem fast alle Beuteltiere ihren Namen erhalten haben, umgibt die Zitzen der Mutter. Einigen Arten fehlt allerdings der Beutel, hier klammern sich die Jungen direkt an den Zitzen fest und sind nur im Fell der Mutter verborgen.

Fortplanzung © NASA

In diesem Beutel findet die weitere Entwicklung der Jungen statt. Sie halten sich an einer Zitze, über die sie von der Mutter mit Milch ernährt werden, fest, wofür die vorderen Gliedmaßen extra mit einer Kralle versehen sind. Dann wachsen sie heran, bis sie alt genug sind, aus dem Beutel entlassen zu werden. Das kann sich über Wochen und Monate hinziehen. Während der ganzen Zeit, die die Jungen im Beutel bleiben, lassen sie die Zitze nicht mehr los. Früher glaubten die Forscher sogar, dass sie mit den Zitzen verwachsen, was sich aber als falsch herausstellte.

Beutel als sichere Zuflucht

Wenn die Jungen alt genug sind, verlassen sie den Beutel immer öfter für kurze Zeit, kehren aber dann wieder in die sichere Zufluchtstätte zurück. Es ist auch schon beobachtet worden, wie Jungtiere, die schon längst groß genug sind, verzweifelt versuchen, zurück in den Beutel der Mutter zu gelangen, obwohl dieser inzwischen viel zu klein geworden ist. Nach Verlassen des Beutels – bei Kängurus nach 235 Tagen, bei Nasenbeutlern schon nach neun Wochen – werden die Jungen noch einige Zeit gesäugt, wobei sie nur den Kopf in den Beutel stecken, bis sie dann die Mutter endgültig verlassen. Das ist bei Kängurus der Fall, wenn das Junge ungefähr ein Jahr alt ist, kann aber bei Kleinbeutlern auch nach zehn Wochen eintreten.

Kurioserweise kann ein Beuteltier wie das Känguru direkt nachdem das Junge den Beutel verlassen hat, erneut gebären, ohne dass eine Kopulation stattgefunden hat. Das liegt daran, dass eine vorher befruchtete Eizelle sich im Körper des Weibchens nicht weiterentwickelt, sondern solange eine Zwangspause einlegt, bis das erste Jungtier den Beutel verlässt. Dann entwickelt sich der Embryo weiter und wird kurze Zeit später geboren. Beide Jungtiere können anschließend an unterschiedlichen Zitzen gesäugt werden. Die Milchzusammensetzung variiert dann je nach Entwicklungsstand des zu säugenden Jungen.

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Stand: 06.10.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Huckepack „Down under“
Beuteltiere in Australien

Am Anfang war das Opossum
Evolution der Beuteltiere

Die Fortpflanzung
Was macht ein Beuteltier zum Beuteltier?

Mit großen Sprüngen
Känguru ist nicht gleich Känguru

Nische in Down Under
Kängurus und ihre Verbreitung

Kletterbeutler Koala
Ein lebender Teddybär

Gejagt und unfruchtbar
Der Leidensweg der Koalas

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
Artenvielfalt der Beuteltiere

Von wegen nur Blätter...
Ernährung der Beuteltiere

Spitzmaus mit Hasenlöffeln
Kaninchennasenbeutler

Fly away...
Die Flugbeutler

Ein wilder Räuber
Der Beutelteufel

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Viele Beuteltiere sind stark bedroht

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