Hypatia:
Geboren vermutlich um 355 (nach früheren Annahmen 370) in Alexandria, ermordet im März 415. Tochter von Theon, dem Leiter des Museion, der Gelehrtenschule von Alexandria. Ausgebildet in Mathematik, Philosophie und Astronomie wird sie Ende des 4. Jahrhunderts Lehrerin für platonische Philosophie am Museion. Ermordet wurde Hypatia im März 415 von fanatischen Anhängern des Stadtpatriarchen Kyrill von Alexandria. Dem Tod voraus gegangen war eine Verleumdungskampagne gegen die nichtchristliche Gelehrtenschule und Hypatias „heidnische“ und „satanische“ Künste – gemeint waren ihre mathematischen und astronomischen Tätigkeiten.
Hypatias wissenschaftliche Arbeit:
Sie gilt als Autorin der Kommentare zu Diophantus‘ 13-bändigem Werk „Arithmetik“, zu den Bänden der „Konica“ des Apollonios von Perga und vermutlich zu Schriften des Ptolemäus. Ihr wird zudem die Erfindung oder zumindest Weiterentwicklung des Astrolabiums zugeschrieben, sowie des Hydrometers. Zudem soll sie bereits ein heliozentrisches Weltbild erforscht und gelehrt haben. Die meisten ihrer Schriften und Werke sind verloren gegangen, daher kann ihr wissenschaftliches Wirken fast nur auf Basis von Aussagen ihrer Zeitgenossen oder späterer Gelehrter beurteilt werden. Unter diesen aber genoss sie einen weit über die Grenzen Alexandrias bekannten guten Ruf.
Das Museion von Alexandria:
Das Museion war jahrhundertelang eine der renommiertesten Forschungsstätten der Antike. Gegründet um 300 v. Chr. von König Ptolemaios I. war sie nach dem Vorbild der athenischen Philosophenschulen als „Musentempel“ organisiert. Die am Museion tätigen Gelehrten waren allerdings unabhängig vom Hof, auch wenn sie Steuerfreiheit genossen und bei freier Wohnung und Verköstigung ein festes Gehalt bezogen. Geforscht wurde in den Wissensgebieten Mathematik, Zoologie, Botanik, Physik, Astronomie, Medizin und Philosophie. Nach dem Tod von Hypatia im Jahr 415 blieben nur wenige Gelehrte am Museion. Die letzten Reste griechischer Bildungsorganisation gingen bei der Eroberung und Zerstörung Alexandrias durch die Araber im frühe 7. Jahrhundert zu Grunde.
Die Bibliothek von Alexandria:
Die Bibliothek gilt bis heute als eine der größten der antiken Welt. Sie bestand aus zwei Teilen: Eine Sammlung befand sich im Museion, die andere wurde im Tempel des Serapis aufbewahrt. Ein Teil der Bibliothek des Museion ging vermutlich in Flammen auf, als der römische Kaiser Julius Cäsar 48 v. Chr. die Stadt in Kämpfe verwickelte. Zu dieser Zeit sollen die Sammlungen 700.000 Schriftrollen aus aller Welt umfasst haben. Fremdsprachige Literatur wurde für die Bibliothek eigens ins Griechische übersetzt. Im Jahr 391, unter dem christlichen Patriarchen Theophilus, wurde dann auch das Serapeion zerstört und mit ihm die dort gelagerten Bestände der Bibliothek.
Kyrill von Alexandria
Kyrill war von Oktober 412 bis zu seinem Tode am 27. Juni 444 Patriarch von Alexandria. Von Beginn an war seine Amtszeit durch Unruhen, Intrigen und eine Eskalation der Gewalt gekennzeichnet. Sowohl politisch als auch theologisch dehnte er seine Macht immer weiter aus. Theologisch stand er in Streit sowohl mit dem Patriarchat von Antiochia als auch mit Nestor, dem Patriarchen von Konstantinopel. Trotz seiner zweifelhaften Machenschaften und seiner bis heute ungeklärten Rolle beim Tod Hypatias gilt bis heute in der katholischen und koptischen Kirche als Heiliger, Kirchenvater und Kirchenlehrer.
Nadja Podbregar
Stand: 11.03.2010