Allgegenwärtige Computer, ein „Internet der Dinge“, in dem alle Gegenstände miteinander in Verbindung treten, unsichtbare Sensoren, die stets und ständig Daten sammeln und sogar Menschen überwachen – das so genannte ubiquitäre Computing steht kurz davor, in den Alltag einzuziehen. RFID ist die erste Generation – drahtlose Sensornetze werden in wenigen Jahren folgen.
Und die Auswirkungen? Wenn die Objekte beginnen, nicht nur über sich, sondern auch über ihren Besitzer zu erzählen, dann sind wir als Verbraucher und Kunden mit ernsthaften Datenschutzproblemen konfrontiert“, meint Johann Bizer, stellvertretender Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) Schleswig-Holstein.
Seit Dezember 2005 untersucht Bizer zusammen mit Kollegen vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Humboldt-Universität Berlin rechtliche, ökonomische, soziale und technische Effekte allgegenwärtiger Computertechnologien wie RFID oder drahtloser Sensornetze. Auftraggeber für das Projekt „Technikfolgen-Abschätzung Ubiquitäres Computing und Informationelle Selbstbestimmung" (TAUCIS) ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Man wolle, so Sarah Spiekermann von der Humboldt-Universität, rechtlich und politisch vorbereitet sein. Denn das ubiquitäre Computing werde einen größeren Einfluss auf unser künftiges tägliches Leben haben, als bisherige Technologien.
Kritiker weisen seit langem auf die Gefahren hin, die allein RFID mit sich bringen kann. Obwohl die Möglichkeit besteht, die Funk-Chips beispielsweise nach dem Einkauf im Supermarkt zu zerstören oder die Daten teilweise zu löschen, befürchten Gegner der Technik, dass der Handel nur ungern auf die Käufer-Profile seiner Kunden verzichten wird. Und wieso sei es notwendig, wirklich jeden Fußballfan inklusive seiner Pass- und Kreditkartendaten in einer Datenbank zu speichern?
Jura-Student verklagt DFB
Um wie viel größer sind die Chancen, Informationen über Vorlieben, Abneigungen und Verhaltensweisen von Autofahrern, Angestellten, Hausbesitzern, Freizeitsportlern oder Reisenden zu sammeln, wenn die Dinge selbst „aktiv“ werden – wenn Autos, Waschanlagen und Werkstätten, Bürohäuser, Gärten und Kaufhäuser, Sportplätze und Jahreskarten, Flughäfen und Tickets sogar mit Sensoren ausgestattet sind, und anfangen zu „sehen“ und zu „hören“. Noch befremdlicher ist die Vorstellung, dass der Kühlschrank selbst im Supermarkt bestellt, dass Parkhäuser die Autotypen analysieren oder über Kaufhausbesucher Bewegungs- und Einkaufsprofile angelegt werden.
Gegen den Deutschen Fußballverband jedenfalls ist bereits die erste Klage eingegangen. Das Speichern der Personalausweisnummer sei unzulässig, nur um Tickets zu kaufen, so ein Dresdner Jura-Student, der seine Daten gelöscht sehen möchte. Aufhalten wird das die Invasion der schlauen Chips und Sensoren sicher nicht.
Stand: 31.03.2006