Manchmal sind es aber nicht nur die Kosten und der Stand der Technik, die heute noch den Ausbau der Biomassenutzung behindern, auch der Mangel an preiswerten Rohstoffen für die Verfeuerung, gefährdet immer wieder Projekte.
Zurzeit sind in Deutschland mehr als 600 Biomassekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 660 Megawatt geplant oder im Bau. Zum Betrieb dieser Kraftwerke werden jedoch jährlich mehr als fünf Millionen Tonnen Altholz benötigt. Da laut der Niedersächsischen Energieagentur aber nur 3,5 Millionen Tonnen zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen zur Verfügung stehen, wird ein Teil dieser Projekt wohl nie realisiert werden können…
Gegen eine intensivere Nutzung der Biomasse sprechen auf der anderen Seite aber auch Klimaschutzziele. Negativ auf die Ökobilanz der als C02-neutral gepriesenen Biomassekraftwerke wirken sich vor allem die zum Teil recht langen Transportwege für die Rohstoffe aus. Millionen von Kubikmeter an Holz, Grünschnitt oder Stroh müssen gesammelt und aufbereitet und dann an den Verbraucher oder die Kraftwerksstandorte geliefert werden. Da heute noch immer ein Großteil der Strecken per LKW zurück gelegt wird, summieren sich die Treibhausgas- und andere Schadstoffemissionen und trüben das sonst so positive Bild der Biomasse.
Biomassetage, Gründung eines Biomasse-Info-Zentrums und der Bundesinitiative BioEnergie (BBE) oder Medienkampagnen: Mit solchen und anderen spektakulären und werbewirksamen Maßnahmen versuchen Politiker und andere Befürworter, einem weiteren Problem der Biomassenutzung auf den „Leib“ zu rücken: dem Informationsmangel. Noch immer wissen viele potentielle Kunden in Verwaltung, Haushalten und Industrie zu wenig über die Chancen und Möglichkeiten, die Biomasse bei der Erzeugung Strom- und Wärmeenergie bietet.
In der nächsten Zeit gilt es demnach eine Menge an „Kinderkrankheiten“ in Sachen Biomasse zu lösen. Bis diese erneuerbare Energie eine wichtige Rolle im Energiemix Deutschlands spielen wird, kann es deshalb noch eine Weile dauern.
Stand: 22.10.2002