Große Teile der Erdoberfläche waren während der Kältephasen immer wieder von gewaltigen Eispanzern bedeckt. Vor 135.000 Jahren, in der Saale-Eiszeit, befand sich beispielsweise fast die gesamte Nordhalbkugel im Banne des Eises. Nordamerika, Sibirien, England, Skandinavien, aber auch die Niederlande, Norddeutschland und der Alpenraum „meldeten“ Gletscheralarm. Wie aber konnten die Eismassen soweit nach Süden vordringen?
Gletscher gab es damals zunächst nur im dem Bereich der Hochgebirge und der polaren Regionen. Als sich das Klima abkühlte und mehr Niederschläge als Schnee, Graupel oder Hagel über ihnen niedergingen, als an ihrem Ende durch Abschmelzen verloren ging, begannen sie zu wachsen.
Je höher sich die Schneemassen mit der Zeit auftürmten, desto mehr verdichtete sich der Schnee und wurde schließlich zu echtem Gletschereis. Durch den enormen Druck der Eismassen flossen die Gletscher oder Eisschilde vom Zentrum aus langsam zu den Seiten weg. Weitere Schneefälle und dauerhaft niedrige Temperaturen führten dazu, dass die Gletschermassen immer mächtiger wurden und aus den polaren Regionen immer weiter nach Süden vorstießen.
Als die Eispanzer der Erde schließlich eine bestimmte Größe erreichten hatten, reflektierten sie immer mehr Sonnenlicht aufgrund ihrer weißen Oberfläche. Damit war ein Prozess in Gang gesetzt, bei dem der Blaue Planet immer weiter auskühlte und schließlich in die Saale-Eiszeit „schlitterte“.
Die Gletscherwanderung verlief je nach Relief und Klimaverhältnissen unterschiedlich schnell. Besonders „rasant“ bewegten sich die Eismassen dann, wenn der Untergrund eben war und die Gletscher wenig Sand, Gestein oder Geröll aufnahmen. Größere Wassermengen, die sich unter dem Gletscher sammelten, erhöhten das Tempo weiter.
Schließlich bedeckten die Eismassen während der Kaltzeit gewaltige Land- und Ozeanflächen. In den Eisschilden waren zum Höhepunkt der Kaltzeiten so große Wassermengen gebunden, dass der Meeresspiegel weltweit um 100 Meter oder mehr sank. Dort, wo der Eisnachschub das Abschmelzen der Gletscher schließlich nicht mehr ausgleichen konnte, kamen die Eismassen schließlich zum Stehen.
Stand: 19.02.2002