Deutschland hat den „demographischen Übergang“ längst hinter sich gelassen. Seit 1972 sterben mehr Menschen, als geboren werden. Nur aufgrund von Außenzuwanderungen ist die Gesamtbevölkerung in Deutschland in den letzten Jahren noch geringfügig gewachsen. Bleiben die Zuwanderungen in Zukunft aus, schlägt sich das sofort in geringeren Zuwachsraten nieder. Deutschland zählte Ende 1997 rund 82,1 Millionen Einwohner; 0,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Altersstruktur in Deutschland ist typisch für eine Industrienation. Übertragen auf eine Bevölkerungspyramide entspricht sie der Urnenform. Diese entsteht, wenn die Geburtenzahlen laufend zurückgehen. Die Bevölkerung in Deutschland ist also im Begriff zu schrumpfen, denn die nachkommenden Generationen werden zahlenmäßig immer kleiner.
Auch in Zukunft wird es in Deutschland immer mehr ältere Menschen geben. Die erwerbsfähigen Altersjahrgänge werden hingegen immer kleiner. Der Trend zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften und zu einem immer späteren Heiratsalter schlägt sich im generativen Verhalten der Deutschen nieder. Die Geburtenzahlen werden weiterhin sinken. Zur Zeit bringt eine deutsche Frau durchschnittlich 1,4 Kinder zur Welt. 2,1 Kinder pro Frau wären aber nötig, um die Bevölkerung in ihrer Größe zu erhalten. Selbst die ausländischen Frauen in Deutschland können mit 1,9 Kindern nicht zu einer stabilisierenden Bevölkerungsentwicklung beitragen. Die türkischen Frauen geben zwar mit 2,5 Kindern pro Frau den Ausschlag für die höhere Quote der Ausländer. Da sie aber nur 30 Prozent der ausländischen Mitbürger stellen, relativiert sich deren hohen Kinderzahl wieder.
Die Alterssicherung muß von immer weniger jungen Menschen für immer mehr ältere Menschen getragen werden. Für die Arbeitenden erhöhen sich dadurch die Sozialabgaben. In 50 Jahren kämen auf 100 Beitragszahler rund 125 Rentner. Eine hohe finanzielle Belastung. Auch die Produktivität der Wirtschaft könnte sinken, weil immer weniger junge dynamische Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Öffentliche Dienstleistungen werden sich verteuern, weil sie von immer weniger Menschen genutzt werden.
Eine Umkehr des generativen Verhaltens der Deutschen ist derzeit nicht abzusehen. Selbst wenn ab morgen wieder mehr Kinder geboren würden, würde es Jahrzehnte dauern, bis sich der Trend wieder umkehrt. Eine Chance, der Überalterung und Schrumpfung der deutschen Bevölkerung entgegenzuwirken, sehen Bevölkerungswissenschaftler darin, verstärkt junge ausländische Menschen nach Deutschland einwandern zu lassen. Langfristig wäre sogar ein ganz erheblicher Zuzug aus dem Ausland notwendig, um für Deutschland eine stationäre Bevölkerungsentwicklung zu garantieren.
Stand: 21.11.2001