Auf der letzten Weltbevölkerungskonferenz (International Conference on Population & Developement, ICPD) 1994 in Kairo wurde von 184 Nationen ein Aktionsplan für die nächsten 20 Jahre verabschiedet: Die Probleme mangelnder Entscheidungsfreiheit, des raschen Bevölkerungswachstums, der Ungleichheit und der begrenzten Entwicklung sollen gelöst werden. Zum ersten Mal wurde in diesem Rahmen auf den wichtigen Zusammenhang der Stärkung der Stellung und Handlungsfähigkeit der Frau und Stabilisierung der Bevölkerung sowie Armutsbekämpfung hingewiesen.
Das Aktionsprogramm umfaßt folgende Punkte:
Umfassender Zugang zu Dienstleistungen der reproduktiven Gesundheit einschließlich Familienplanung für alle Menschen
Das Konzept der reproduktiven Rechte wurde in Kairo als bevölkerungspolitische Maßnahme in den Mittelpunkt gestellt. Hierzu gehört das Recht aller Menschen auf reproduktive Gesundheit, gefahrlose Mutterschaft sowie Beratung und Behandlung bei Unfruchtbarkeit. Reproduktive Gesundheit umfaßt dabei das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden hinsichtlich aller die Fortpflanzung und Sexualität betreffenden Aspekte. Dieser Teil wird als besonders wichtig angesehen und schließt Männer und Jugendliche mit ein. Die Kinder- und Müttersterblichkeit soll weiterhin gesenkt werden. Diese Dienstleistungen sind auch entscheidend bei den Bemühungen um eine Verlangsamung des Bevölkerungswachstums.
Paare müssen über die Familiengröße selbst entscheiden können
Vor allem das Recht jedes Individuums, selbst über die Kinderzahl und den Zeitpunkt der Elternschaft zu entscheiden, wird als wichtig erachtet. Der Zugang zu Methoden der Familienplanung wurde als Anrecht für jeden Menschen festgeschrieben.
Bessere Bildungsmöglichkeiten
Der Bildungssektor ist der zweite wichtige Punkt neben dem Gesundheitssektor. Gut ausgebildete Frauen und Männer können ihre Ziele besser verwirklichen, sowohl bei der Familienplanung als auch bei anderen Zielen. So soll die Grundschulausbildung für alle Menschen gewährleistet werden und die Gleichstellung der Frau im Bildungsbereich hergestellt werden.
Verbesserung der Chance der Frauen und Investition in Frauen
Die Beseitigung von Ungleichheiten und Hindernissen für die Frauen soll auch im Arbeitsleben stattfinden. Sie sollen in alle Planungen einbezogen werden. Landbesitz sowie Erbrecht und Kreditwürdigkeit sollen den Frauen weltweit eingeräumt werden. Frauen, die Arbeit haben, brauchen weniger Kinder aus Status- und Sicherheitsgründen, außerdem verfügen sie über mehr Verhandlungs- und Entscheidungsmacht innerhalb der Familie. Um Frauen vor Zwängen seitens der Männer zu schützen, sollen Gesetze gegen Gewalt, Vergewaltigung, Mißhandlung und frühe Heirat strikt durchgeführt werden.
Verringerung der Kindersterblichkeit
Ohne eine vorausgegangene Senkung der Säuglings- und Kindersterblichkeit kam es in keinem Entwicklungsland zu einer nachhaltigen Verringerung der Familiengröße. Die Paare müssen sicher sein können, daß ihre Kinder überleben. Vorher sind sie nicht bereit, weniger Kinder zu haben.
Stand: 21.11.2001