Im Jahr 2010 war der Chytridpilz als Verursacher einer todbringenden Amphibienepidemie bereits seit zwölf Jahren bekannt. Als in den Niederlanden damals innerhalb kürzester Zeit ein Großteil der Feuersalamander verendete, schien die Sache daher klar: Nun waren auch diese Schwanzlurche anfällig für den Erreger geworden.
Der Zweite im Bunde
Doch obwohl die toten Tiere sogar die für eine Infektion mit Batrachochytrium dendrobatidis typischen Hautveränderungen aufwiesen, fielen sämtliche Tests auf den Pilz negativ aus. Was raffte die Salamander aber dann dahin? Die Ursache der Seuche entdeckten schließlich Forscher um An Martel von der Universität Gent in Belgien. Sie stellten fest, dass ein bisher unbekannter Erreger für das plötzliche Salamandersterben verantwortlich war.
Der Batrachochytrium salamandrivorans – Salamanderfresser – getaufte Pilz ist ein enger Verwandter des Chytridpilzes. Er befällt ebenso wie sein bekannterer Bruder die Haut und führt nach fortschreitender Lähmung schnell zum Tod. Weil der Erreger hochansteckend ist und noch dazu lange im Boden überdauern kann, ist er prädestiniert dafür, sich rasch zu verbreiten.
Zusätzliche Bedrohung
Mittlerweile kommt der Salamanderfresser neben den Niederlanden auch in Belgien und in Teilen Deutschlands vor. Forscher befürchten, dass er sich schon bald über ganz Europa ausbreiten könnte. Das Traurig-Ironische daran: Vor allem im Norden unseres Kontinents blieb das große Sterben bisher aus. Der Chytridpilz kam dort zwar vor, die Immunsysteme der Amphibien schienen jedoch ganz gut mit dem Erreger zurechtzukommen.
„Umso besorgniserregender ist, dass jetzt ein neuer Pilz aufgetaucht ist, der ein Massensterben in Gebieten auslöst, wo die Populationen bisher noch gesund waren“, sagt Martel. Was der Chytridpilz bislang nicht geschafft hat, erledigt nun augenscheinlich sein Verwandter – zumindest bei den Feuersalamandern.
Wie andere Arten auf Batrachochytrium salamandrivorans reagieren, ist noch nicht abschließend geklärt. Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass zum Beispiel auch manche Molche anfällig für den Pilz sind. Andere Spezies scheinen dagegen bis zu einem gewissen Grad resistent zu sein – unter anderem der Bergmolch.
Daniela Albat
Stand: 13.04.2018