Warum muss ein Pumpspeicherkraftwerk eigentlich immer oberirdisch sein? Könnte es nicht auch eine Möglichkeit geben, zumindest einen Teil dieser platzraubenden Anlagen unter die Erde zu verlegen? Genau das untersuchen Hermann-Josef Wagner von der Ruhr-Universität Bochum und seine Kollegen zurzeit.
Ihre Idee: Ein Pumpspeicherkraftwerk unter der Erde – es wäre das erste weltweit. Bei einer solchen Speicheranlage liegt nur das obere Reservoir über der Erdoberfläche. Der untere Wasserspeicher dagegen liegt tief im Untergrund – beispielsweise in den Kavernen eines ehemaligen Bergwerks. „Der Reiz an Zechenstandorten liegt darin, dass man vorhandene Infrastrukturen nutzen könnte“, sagt Wagner. „Man könnte zum Beispiel einen vorhandenen Stollen als Wasserspeicher umfunktionieren.“
Pumpspeicher mitten im Ruhrgebiet
Einen möglichen Standort für diesen neuartigen Speicher gibt es bereits: die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop. Sie ist das letzte noch aktive Steinkohlenbergwerk im Ruhrgebiet, soll aber Ende 2018 geschlossen werden. Würde man auf dem Gelände einen oberirdischen See anlegen und die unterirdischen Stollen als unteres Reservoir nutzen, hätte dieser Pumpspeicher eine Fallhöhe von 600 Metern.
„Das Bergwerk Prosper-Haniel bietet damit den notwendigen Höhenunterschied, um regenerativ erzeugte Energie zu speichern, und das bei minimalem Flächenbedarf übertage“, sagte der RAG-Vorstandsvorsitzende Bernd Tönjes bei der Vorstellung dieses Projekts im Jahr 2016. Bei einem geplanten Speichervolumen von 600.000 Kubikmetern Wasser könnte dieses Speicherkraftwerk den Berechnungen nach rund vier Stunden lang eine Leistung von circa 200 Megawatt erbringen.
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Mehrere Vorteile
Die Nutzung der Zeche Prosper-Haniel hätte gleich mehrere Vorteile. So würde der oberirdische See auf einem ohnehin schon stark veränderten und genutzten Gelände entstehen. Deshalb dürfte es kaum Umweltschutzbedenken geben und das vereinfacht das Genehmigungsverfahren. Ein weiterer Vorteil: Bei bereits stillgelegten Bergwerken sind die Schächte längst wieder verfüllt. Sie kommen daher nicht als Standort infrage. Weil die Schließung von Prosper-Haniel erst noch bevorsteht, kann die Weiternutzung von Anfang an eingeplant werden.
Vorteilhaft ist auch, dass Prosper-Haniel nicht, wie viele andere Zechen, nur über senkrechte Schächte verfügt, sondern auch über einen schrägen Schacht mit etwa 40 Grad Neigung. Über diesen könnten Spezialfahrzeuge einfahren und Maschinen unter Tage bringen. Denn auch die Turbinen des Kraftwerks würden in unterirdischen Kavernen installiert werden.
Meike Drießen, Ruhr-Universität Bochum / RUBIN
Stand: 13.10.2017