Es gibt so gut wie keinen Flecken auf der Erde – und sei er noch so abgelegen –, auf dem keine fremde Art zu finden ist. Gerade die isolierten Inseln im Atlantik und Pazifik weisen häufig sogar vergleichsweise viele Neobiota auf. Man vermutet, dass dies mit den spezialisierten Lebensgemeinschaften auf diesen Inseln zusammenhängt. Deren Arten haben gegenüber den konkurrenzstarken Einwanderern vom Festland häufig nur wenig Chancen.
So fanden die eingeschleppten Katzen und Ratten in den flugunfähigen Vögeln auf Neuseeland eine leichte Beute. Fremde Arten sind aber nicht homogen über den Globus verteilt, sondern tauchen vor allem in Gebieten auf, die durch den Menschen stark verändert wurden und mit weit entfernten Gebieten in Verbindung stehen.
Heimliche „Mitreisende“ im Frachter
Häfen stellen oft die Einfallstore für fremde Arten dar. Schiffe aus aller Welt laden nicht nur Waren ab, sondern transportieren auch eine große Zahl an Tier- und Pflanzenarten als blinde Passagiere über die Weltmeere. Muscheln setzen sich zum Beispiel am Schiffsrumpf fest, wodurch sich wiederum andere Arten wie Kleinkrebse festhalten können. Seit den 1990er Jahren breitet sich beispielsweise die Asiatische Strandkrabbe (Hemigrapsus takanoi) in der Nord- und Ostsee aus. Auch sie kam als blinder Passagier mit asiatischen Frachtschiffen nach Europa.
Frachtschiffe benötigen große Mengen an Ballastwasser, um jederzeit stabil im Wasser zu liegen, und auch im Ballastwasser kann sich eine Vielzahl fremder Arten befinden. So vermuten Biologen, dass die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi mit Ballastwasser zuerst aus Amerika ins Schwarze Meer gelangte und dann von dort in die Nord- und Ostsee.
Aufgrund des regelmäßigen Austauschs des Ballastwassers können Arten innerhalb weniger Tage beispielsweise von Japan nach Deutschland gelangen oder umgekehrt. Inzwischen arbeiten Forscher schon an Verfahren, die das Ballastwasser von Schiffen reinigen und so von unerwünschten „Mitreisenden“ befreien.
Der globale Handel führt dazu, dass natürliche Hindernisse der Ausbreitung aufgehoben werden und früher isolierte Gebiete nun in kurzer Zeit erreicht werden können.
Hanno Seebens, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)/ Forschung Frankfurt)
Stand: 12.05.2017