Zurück in die Zeit kurz nach dem Einschlag: Während die Suevit-Schicht allmählich abkühlt, hat sich die Landschaft auch außerhalb des Kraterrings völlig verändert: Aus der einst so paradiesischen Landschaft ist ein Trümmerfeld geworden. Die fruchtbare Landschaft mit ihren Sümpfen und Wäldern ist einem kargen Ödland gewichen.
Ödland mit Giftsee
Das Auswurfmaterial hat überall neue Hügel und Wälle aufgetürmt, insgesamt hat der Meteoriteneinschlag rund 1.000 Kubikkilometer Gestein bewegt und durcheinander geworfen. Im Nordosten blockieren diese Felsmassen den Lauf des Ur-Main und der Ur-Altmühl. Ihr Wasser sammelt sich in einem rund 500 Quadratkilometer großen See, der bis in das Gebiet des heutigen Nürnberg reicht.
Der Einschlag hat auch die Alb in zwei Teile gesprengt: Der Ries-Krater trennt nun die Schwäbische Alb von der im Süden liegenden Fränkischen Alb. Auch im Einschlagskrater sammelt sich nach und nach Wasser. Doch dieses ist extrem salzig, weil sich aus dem Gestein viele Mineralsalze lösen. In der giftigen Brühe können nur wenige hartgesottene Organismen überleben, wie Fossilfunde zeigen: Einzeller, Salinen- und Muschelkrebse, einige Insektenlarven und Salzwasserschnecken. Sie ähneln den Lebewesen, die man auch heute noch in Sodaseen findet. Schlamm und die Überreste dieser Organismen bilden im Laufe der Zeit Ablagerungen, die den See immer weiter verlanden lassen.
Vom See zur Senke
Doch allmählich wird der Kratersee wieder etwas sauberer und süßer – nun kehren auch die weniger widerstandsfähigen Tiere und Pflanzen ins Ries zurück. In der flachen, schilfbewachsenen Uferregion waten nun wieder Pelikane und Flamingos, Fledermäuse flattern nachts umher und suchen nach nahrhaften Insekten und im Unterholz wuseln kleine Säugetiere umher. Im Laufe der nun folgenden Jahrmillionen normalisiert sich das Leben im Ries wieder.
Bald zeugen nur noch der hügelige Kraterrand und die Senke selbst von den katastrophalen Ereignissen der Vergangenheit – sie prägen bis heute die Landschaft im Nördlinger Ries. Der See ist längst verlandet, an seiner Stelle bedeckt eine 400 Meter dicke Schicht aus tonigen Seesedimenten den Kratergrund. In ihr finden Paläontologen heute viele Fossilien aus der Zeit nach dem Einschlag und können so rekonstruieren, wie die damalige Lebenswelt aussah.
Nadja Podbregar
Stand: 31.03.2017