„Ich gehe meilenweit für eine Camel Filter“ – Den Clip mit dem braungebrannten Abenteurer, der seine Lederstiefel durchgelaufen hat, nur um an seine Lieblingszigarette zu kommen, kannte in den 1970er und 1980er Jahren jedes Kind. Auch die Cowboys aus dem Marlboro Country oder das HB-Männchen erreichten Kultstatus.
Die schillernden Werbeprodukte sorgten für ein Zigarrettenimage, bei dem Rauchen eine Garantie für Spaß, Abenteuer und Lebensfreude war. Wen kümmerte es da schon, dass der Lustraucher aus der Camel-Reklame schon bald an Krebs verstarb und Mediziner – meist mit erhobenem Zeigefinger – vor den Folgen des blauen Dunstes warnten. Der Run auf die Zigaretten war nicht mehr aufzuhalten. Heute werden jährlich 5,5 Billionen Zigaretten weltweit produziert und konsumiert. Dazu kommen noch andere Tabakerzeugnisse wie Zigarren, Zigarillos oder Pfeifentabak.
Doch dieser Boom blieb nicht ohne Folgen. So beklagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass mittlerweile jährlich fünf Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Tendenz stark steigend: 2020 könnten es nach UNO-Schätzungen bereits doppelt so viele sein. Und auch die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens explodieren. Allein in Deutschland belaufen sie sich auf mindestens 40 Milliarden Euro.
Das Stigma „Rauchen gefährdet ihre Gesundheit“, das man heutzutage auf jeder Zigarettenschachtel nachlesen kann, ist jedoch längst nicht der einzige schwarze Fleck auf dem Hochglanzimage des Tabaks.
„Plantagen statt Tropenwald“ – so lautet das Motto vieler Tabakbauern bei dem Versuch, genügend „Rohmaterial“ für Zigarettenkonzerne wie Philipp Morris oder Reynolds bereit zu stellen. Mit Feuer, Axt und Motorsäge schlagen sie tiefe Schneisen in die ohnehin bedrohten Waldgebiete in den Tropen und Subtropen, nur um Platz für immer neue Tabakfelder zu machen. Wie die Umweltorganisation „Rettet den Regenwald“ in ihrem Report 2003 berichtet, stammen heute bereits knapp 80 Prozent der Tabakernte aus Entwicklungs- oder Schwellenländern, die auf diese Rohstoffeinnahmen dringend angewiesen sind.
Doch nicht nur der Kahlschlag, der die grünen Lungen der Erde zu Wüsten mutieren lässt, macht Mensch, Natur und Klima arg zu schaffen. Pestizide und andere Gifte sowie Unmengen an Düngemitteln gehören zum Tabakanbau fast überall dazu und gefährden die Arbeiter auf den Feldern, aber auch Boden und Grundwassser.
Stand: 12.06.2003