Die Zusammensetzung der dickeren kontinentalen Kruste ist weitaus weniger geordnet als die ozeanische. Kontinentale Krustenblöcke driften auf dem zähflüssigen Erdmantel wie Eisschollen auf einem Fluss. Und ähnlich wie diese schließen sich diese Schollen zuweilen auch zu zweien oder mehreren zusammen und bilden größere Einheiten. Diese brechen später wieder auseinander, nur um anschließend wieder in einer neuen, veränderten Konfiguration zusammenzufinden.
Dieses Spiel wiederholt sich seit der Entstehung der ersten kontinentalen Krustenblöcke vor mehr als drei Milliarden Jahren immer und immer wieder. Wie in einem gewaltigen Puzzlespiel werden die einzelnen Schollen der Erdkruste so fortwährend gemischt und neu zusammengesetzt. Ältere und jüngere Schollen kommen dabei ungeordnet über- und nebeneinander zu liegen.
Antriebskraft für diese ständigen Bewegungen sind die Strömungen im Erdmantel, die nicht nur fortwährend für die Produktion neuer, ozeanischer Kruste sorgen, sondern auch wieder für deren Einschmelzung. Denn zum Ausgleich für das Wachstum der Kruste an den ozeanischen Rücken müssen andere Bereiche wieder in den Erdmantel abtauchen: Sie werden subduziert. Dort, wo die ozeanische Platte mit einem Kontinent kollidiert, wird die dünnere ozeanische Kruste unter die dickere Kontinentkruste geschoben und in die Tiefe gedrückt. Hier wird sie unter großer Hitze und hohem Druck wieder auf- und umgeschmolzen und ein Umwandlungsgestein, der Eklogit, entsteht.
Durch diesen Prozess der Subduktion sind im Laufe der Erdgeschichte ganze Ozeane „verschluckt“ worden. So ist beispielsweise das Mittelmeer ein kleines Relikt eines einstmals gewaltigen Meeres, das sich zwischen Europa und Afrika erstreckte. Auch Indien und Asien trennte einmal ein Meeresarm, der durch die Kollision der beiden Kontinente heute verschwunden ist.
Doch nicht nur Ozeane verschwinden, auch die Ränder der Kontinentalplatten verändern sich. Gebirge wölben sich auf, Krustenteile brechen ab und die ursprünglich geordneten Schichten des Untergrunds werden dabei durcheinandergeworfen. Wenn nach dem Verschwinden eines trennenden Ozeans zwei Kontinentalplatten zusammenstoßen, sind dabei die Umwälzungen so groß, dass sogar Späne von Eklogiten und von Erdmantelmaterial aus großer Tiefe wieder an die Oberfläche gelangen können.
Stand: 13.04.2002