Wenn wir an Wüste und Desertifikation denken, kommen uns zumeist die Sahara und das Sahelgebiet, die asiatische Wüste Gobi oder die Kalahari in Südafrika in den Sinn. Aber auch in Industrieländern entstehen überwiegend selbstverschuldete Wüsten. Große Teile des Mittelmeerraums, der ursprünglich von dichten Eichenwäldern bedeckt war, sind akut von Desertifikation bedroht. Heute findet man rund ums Mittelmeer nur noch niedrige Buschwälder.
Ein Beispiel aus Südfrankreich: Die meisten Touristen, die die Region der „Calanques“ zwischen Cassis und Marseille bewundern, ahnen wahrscheinlich nicht, wie ruiniert ihre Traumlandschaft in Wirklichkeit ist. Die karstigen Felshügel der Calanques lassen sie sich in einem Stück unberührter Natur wähnen. In Wirklichkeit aber besichtigen sie das Resultat einer ökologischen Katastrophe. Früher war die „Calanques“ von einem dichten Wald aus Steineichen bedeckt. Mehr als 3000 Jahre lang haben die Menschen den Wald gerodet, und dort, wo das Holz für sie wertlos war, haben sie ihn angezündet, um Weideland für Ziegen und Schafe zu gewinnen.
Die heftigen Regenfälle im Winter schwemmten den ungeschützten Boden weg. Zurück blieb nur der nackte Kalkstein. Die Büsche, die zwischen den Felsen wurzeln, werden immer wieder durch Buschbrände vernichtet, kaum daß sie neu ausgetrieben haben. Ob sich hier jemals wieder Wald ansiedelt, ist mehr als fraglich. Allein bis eine ausreichende starke Bodenschicht entstünde, würden Jahrhunderte vergehen. Nur an tiefer gelegenen Stellen, an denen die rote Erde noch nicht fortgespült wurde, hat der Wald noch eine Chance.
Der Aralsee (ehemalige UdSSR) trocknete wegen Ableitung der großen Zubringerflüsse immer mehr und mehr aus. 1960 war er noch das viertgrößte Binnenmeer der Erde – in den letzten knapp 40 Jahren ist der Aralsee auf 40 Prozent seiner ehemaligen Fläche und 20 Prozent seines ehemaligen Volumens geschrumpft. Feiner Sand vom ehemaligen Seegrund zusammen mit Salzstaub überweht weite landwirtschaftliche Flächen.
Auch in Deutschland müssen Bauern beobachten, daß eine rücksichtslose industrielle Landnutzung nahezu sterile Böden hinerläßt – eine Vorstufe der Verwüstung.
Stand: 22.02.2002