Die Mormonen machen es vor: Bei dieser in den USA verbreiteten Glaubensgemeinschaft ist es aus religiösen Gründen üblich, einmal im Monat einen Tag zu fasten. An diesem Tag wird oft gar nichts gegessen und nur Wasser getrunken. Als Mediziner vor einigen Jahren die Gesundheitsstatistiken der Mormonen in Utah mit der anderer US-Bürger verglichen, stellten sie Auffallendes fest:
Rätselhaft gesund
Der Bundesstaat Utah hat die geringste Herzinfarktrate der gesamten USA, auch andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes sind bei den Mormonen deutlich seltener als anderswo. Lange Zeit vermutete man, dass dies an der religiös bedingten insgesamt asketischeren Lebensweise vieler Mormonen liegen muss – sie trinken oft keine Kaffee und rauchen deutlich seltener.
Doch Benjamin Horne vom Intermountain Medical Center in Salt Lake City kommt zu einem anderen Schluss. Er hat die Daten genauer analysiert und dabei Rauchen und andere Einflussfaktoren entsprechend berücksichtigt. Gleichzeitig prüfte er, ob es Auffälligkeiten bei den regelmäßig fastenden Menschen gab.
Gut für Herz und Gefäße
Und die gab es tatsächlich: „Menschen, die fasten, haben eine geringere Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, berichtet Horne. „Außerdem war das Fasten mit einer geringeren Häufigkeit von Diabetes verbunden.“ Inzwischen gibt es weitere Studien, teilweise mit Menschen, teilweise mit Ratten und anderen Tiermodellen, die diese Effekte bestätigen.
Demnach verbessern sich durch einen ab und zu eingeschobenen Fastentag langfristig die Cholesterinwerte, das schädliche LDL-Cholesterin nimmt ab, der Blutdruck sinkt und auch die Fettschicht an den Organen wird dünner. Zudem scheint das Fasten zu verhindern, dass sich die Wände der Halsschlagadern und anderer großer Arterien durch Ablagerungen und entzündliche Veränderungen verdicken.
Hilfe auch bei Diabetes
Auch einem Diabetes könnte periodisches Fasten vorbeugen und ihn möglicherweise sogar teilweise rückgängig machen. Einer der Wege, auf dem dies geschieht, ist die Umstellung des Stoffwechsels auf den Fettabbau: „Die Fettzellen tragen erheblich zur Insulinresistenz bei, was wiederum zu Diabetes führt“, erklärt Horne. „Weil das Fasten die Fettzellen abbaut, könnte auch die Insulinresistenz dadurch besser werden.“
In Versuchen mit Ratten zeigten sich sogar Vorteile des Intervall-Fastens gegenüber einer einfach nur kalorienreduzierten Nahrung: Zwar nahmen die Tiere auf Dauerdiät stärker ab, dafür veränderte sich bei ihnen der Blutzucker- und Insulin-Haushalt kaum, wie Forscher der Universität Brüssel berichten. Anders bei den Fasten-Mäusen: Bei ihnen sank der Blutzuckerspiegel, die Insulin-Ausschüttung stieg an und die Glukosetoleranz insgesamt verbesserte sich.
„Großes Potenzial“
Noch müssen diese Ergebnisse allerdings durch weitere Studien überprüft und präzisiert werden. Dennoch sehen einige Mediziner im Intervall-Fasten im Intervall-Fasten einen vielversprechenden Ansatz gegen Diabetes – und einen, der für viele Risikopatienten besser durchzuhalten sein dürfte als eine Dauerdiät. „Das Fasten hat das Potenzial, eine wichtige Diabetes-Intervention zu werden“, konstatiert Horne.
Allerdings warnen alle Forscher davor, nun einfach spontan selbst Fastentage einzulegen. Bevor man eine Fastenkur beginnt, egal wie lang oder kurz, sollte man sich immer erst von einem Arzt das OK geben lassen. Am besten sei es, das Fasten von vornherein unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen, raten die Mediziner. Hinzu kommt: „Wir fangen gerade damit an, herauszufinden, wie lange und wie oft Menschen fasten sollten, damit die positiven Effekte zum Tragen kommen“, so Horne.
Nadja Podbregar
Stand: 11.03.2016