Der Freitagvormittag steht ganz im Zeichen der Sonnenfinsternis. Wer das Himmelsschauspiel bestaunen möchte, der sollte sich rechtzeitig mit Sonnenfinsternisbrille oder entsprechendem Filteraufsatz für die Kamera ausrüsten und sich so gegen 09:00 Uhr schon mal langsam auf den Weg zu einem geeigneten Platz machen. Denn etwa gegen 09:30 Uhr geht es los.
Was passiert wann – der Ablauf der Eklipse
Die Sonnenfinsternis beginnt, wenn der Rand des Mondes sich von rechts heranschiebt und die Sonnenscheibe berührt. Vom Südwesten Deutschlands aus gesehen geschieht dies einige Minuten früher, im Nordosten etwas später. Ab jetzt wandert der dunkle Mond immer weiter in die helle Sonnenscheibe hinein.
Der Höhepunkt der Verfinsterung ist etwa eine Stunde später erreicht. Im Südwesten und im Rheinland tritt er zwischen 10:30 und 10:35 Uhr ein, in Berlin und Rostock dagegen erst gegen 10:40 bis 10:45 Uhr. Auf dem Höhepunkt der partiellen Sonnenfinsternis ist der komplette obere Teil der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt, es bleibt nur eine Sichel am unteren Rand stehen. Das Ganze ist allerdings sehr schnell wieder vorbei: Die größte Bedeckung dauert nur ein paar Minuten. Vollkommen frei ist die Sonne erst wieder gegen 11:45 bis 12:00 Uhr, die partielle Finsternis ist dann vorbei.
Was ist zu sehen?
Das hängt davon ab, von wo aus man die Sonnenfinsternis beobachtet. Denn der Bedeckungsgrad der Sonne nimmt von Nordwesten nach Südosten hin ab. Am deutlichsten ausgeprägt ist die partielle Finsternis daher in Schleswig-Holstein und auf den Nordseeinseln, hier werden bis zu 83 Prozent der Sonne verdeckt sein – es bleibt nur eine schmale Sichel übrig. Über 75 Prozent der Sonne sind immerhin noch in großen Teilen Westdeutschlands und im Nordosten verdeckt. Im Ruhrgebiet, im Rheinland, aber auch oberhalb der Linie Magdeburg – Berlin ist dies der Fall. Die nächste Sonnenfinsternis, bei der es zu einer ähnlich großen Bedeckung kommt, findet in Deutschland erst im Jahr 2026 statt.
Wird es durch die partielle Finsternis dunkel – wird der Tag zur Nacht? Nicht wirklich. Die Bedeckung der Sonne nimmt zwar auch einen Teil der Tageshelligkeit, es wird zwar nicht so dunkel wie bei einer totalen Sonnenfinsternis. Dennoch könnte zumindest im Norden und Westen Deutschlands der Verdunklungseffekt deutlich zu merken sein. Bei klarem Himmel nimmt dann die Sonnenintensität ungefähr so ab, als wenn es sich bewölkt. Apropos bewölkt: Die Prognosen der Meteorologen sind bisher positiv: Vor allem im Süden könnte klarer Himmel herrschen.
Effekte: Abkühlung, Wind und Wolken
Obwohl bei uns die Sonne nicht komplett verdeckt wird, macht sich die Finsternis auch in der Temperatur bemerkbar: Im Durchschnitt könnte es auf den Höhepunkt der Eklipse gut zwei Grad kühler werden, wie Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen. Der Grund dafür ist die verringerte Sonneneinstrahlung: Über Deutschland geht das kurzwellige Sonnenlicht immerhin um durchschnittlich 68 Prozent zurück – das entspricht 341 Watt pro Quadratmeter.
Die Sonnenfinsternis wirkt sich auch leicht auf den Wind aus: In Bodennähe wird er ganz leicht schwächer, in rund 200 Metern Höhe frischt er dagegen leicht auf. Die verringerte Sonneneinstrahlung könnte sich auch auf Hochnebel und Wolken auswirken: Sie lösen sich langsamer auf als normal, wie die DWD berichtet. Dadurch könnte die den Prognosen nach eher spärliche Wolkendecke nach Ende der Sonnenfinsternis um rund zehn Prozent dicker sein als es ohne die Finsternis der Fall wäre.
Tribünenplatz über den Wolken
Eine ungewöhnliche Sicht der Sonnenfinsternis könnten im 20. März Kameras liefern, die das Ereignis aus der oberen Atmosphäre aufzeichnen – fernab von störenden Wolken. Gelingen soll dies mit Hilfe von 360°-Videokameras, die mit heliumgefüllten Ballons bis in die Stratosphäre aufsteigen. Einer der Ballonstarts ist von Spanien aus geplant und soll die partielle Finsternis aufzeichnen, für den anderen sammelt Zero 2 Infinity noch Geld im Rahmen einer Crowdfunding Kampagne.
Auch aus der Erdumlaufbahn wird es Zuschauer geben: Minisatelliten der Europäischen Weltraumagentur ESA werden die Sonnenfinsternis ebenfalls beobachten. Einer von ihnen, Proba-2, wird dabei die Sonne ins Visier nehmen. Aus seinem Orbit in 820 Kilometern Höhe kann er sogar zweimal eine fast totale Verdunkelung aufnehmen. Andere Minisatelliten werden dagegen nach unten schauen: Sie sollen aufzeichnen, wie der Schatten des Mondes über die Erde rast.
Nadja Podbregar
Stand: 18.03.2015