Seine Reichweite von derzeit etwa 100 bis 150 Kilometern macht das Elektroauto zum idealen Stadt- und Alltagsfahrzeug. Denn die große Mehrzahl der Menschen fährt mit ihrem Auto selten mehr als 80 Kilometer pro Tag. Viele können daher ihr Elektrofahrzeug in der heimischen Garage laden.
Um die oft zitierte „Reichweitenangst“ zu überwinden und auch die Bewohner von Mehrfamilienhäusern elektromobil zu machen, wird der Aufbau einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur dennoch notwendig sein – sowohl für das langsame Laden mit Wechselstrom als auch für das schnelle Laden mit Gleichstrom. Dafür sind mancherlei planungs- und normungsrechtliche Probleme zu lösen. Vor allem aber gilt es, ein Geschäftsmodell für die Finanzierung einer solchen Infrastruktur zu finden.
Bisher verhaken sich die Interessen von Automobilherstellern und Energiewirtschaft in einem „Henne-oder-Ei-Problem“: Wir können nicht genügend Elektroautos verkaufen, solange es nicht genügend Ladesäulen gibt, sagen die einen. Für uns lohnt es sich nicht, Ladesäulen aufzustellen, solange nicht genügend Elektroautos unterwegs sind, entgegnen die anderen.
Ladestationen bis 2020 flächendeckend
In der im Mai 2010 als Beratungsgremium der Bundesregierung gegründeten Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) finden beide Parteien freilich Gelegenheit, sich zu verständigen, so dass die NPE davon ausgeht, dass bis 2020 ein flächendeckender und systemoffener Zugang zu einer Ladeinfrastruktur gewährleistet sein wird. Auch darf man die Innovationsimpulse von Start-up-Unternehmen nicht unterschätzen. In Berlin hat eines von ihnen gerade damit begonnen, tausend Straßenlaternen versuchsweise mit preiswerten Ladesteckern für Elektroautos auszurüsten.
Mobilitätsangebote, die das unkomplizierte Umsteigen zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln erleichtern, werden, auch wenn sie zunächst noch mit Verbrennungsfahrzeugen betrieben werden, in Großstädten die Verbreitung von Elektrofahrzeugen fördern, weil sie deren Auslastung erhöhen und Streckenkosten senken. In Hamburg bietet der Verkehrsverbund zum Beispiel seit Frühjahr 2013 die Mobilitätskarte „switchh“ an. Wer sie – unterstützt von einer Smartphone-App – nutzt, kommt schnell und spontan wahlweise mit Bussen, Bahnen, Car2go-Fahrzeugen, Mietwagen, Fahrrädern oder Taxen voran.
Joachim Pietzsch / Forschung Frankfurt
Stand: 17.01.2014