Biotechnologien

Nachweisverfahren gesucht

Wie kommt man Gendopern auf die Schliche?

Das große Problem für die Dopingagenturen ist der bisher schwere bis unmögliche Nachweis eines Gendopings. Denn im Gegensatz zu klassischen chemischen Dopingmitteln bekommt der Körper beim Gendoping keine fremden Stoffe zugeführt. Stattdessen produziert er selbst einfach mehr Muskeln, körpereigene Wachstumsfaktoren oder rote Blutkörperchen. „Vom Körper eines gengedopten Menschen selbst werden dann die leistungssteigernden Hormone hergestellt, ohne dass irgendwelche Fremdsubstanzen dem Körper zugeführt werden müssten. Der Körper wird auf Dauer zu seinem eigenen Dopinglieferanten“, erklärt Perikles Simon von der Universität Mainz.

Ein Labortechniker bereitet DNA-Proben für die Analyse vor © FDA

Eine Möglichkeit, solcherart optimierte Athleten dennoch zu überführen, haben Simon und weitere Kollegen der Universitäten Tübingen und Mainz bereits im Jahr 2010 entwickelt. „Man ging bislang davon aus, dass sich Gendoping mittels Gentransfer in erster Linie wohl nur mit sehr aufwendigen indirekten Testverfahren aus der molekularen Medizin eines Tages nachweisen lassen würde“, erklärt Michael Bitzer vom Universitätsklinikum Tübingen.

Doch jetzt habe man einen Test entwickelt, der transgene DNA nachweisen kann – und damit von einem anderen Organismus per Virus oder anderer Genfähre übertragenes Erbgut. „Damit steht uns erstmals ein Direktnachweisverfahren zur Verfügung, um Doping durch Gentransfer in normalen Blutproben noch lange nach dem eigentlichen Dopingvorgang festzustellen“, so Simon. Damit lasse sich nicht nur Gendoping mit EPO, sondern auch Doping mit den wichtigsten anderen Genen relativ kostengünstig nachweisen.

Test weist Manipulation mittels Blutprobe nach

In einer ersten Studie an Mäusen haben die Forscher die Wirksamkeit des Tests bereits belegt. Zur Anwendung kam ein ausgeklügeltes Verfahren, das in der Lage ist, die von außen eingebrachte Erbsubstanz sehr spezifisch und um eine kleine Einstichstelle herum an die Muskulatur zu vermitteln. Im konkreten Beispiel erzeugte das Gewebe durch die Manipulation ein Hormon im Überschuss, das die Blutgefäßneubildung anregt.

Sogar noch zwei Monate nach der Genspritze in die Muskulatur konnten die Forscher anhand des Tests auf transgene Substanzen sicher unterscheiden, bei welchen Tieren dieses Gendoping stattgefunden hatte und bei welchen nicht. Dieser Nachweis funktioniert auch noch in sehr kleinen Blutproben. An 327 Blutproben von Leistungs- und Freizeitsportlern erwies sich der Test auch als beim Menschen effektiv.

Die Forscher gehen davon aus, dass sich für Athleten der Missbrauch der Gentherapie zu Dopingzwecken nicht mehr lohnt. „Spätestens das Wissen um das Risiko, auch Monate nach einem durchgeführten Gentransfer bei einer Wettkampfkontrolle entdeckt zu werden, dürfte auch die waghalsigsten Doper abschrecken“, glaubt Simon. Ob diese Hoffnung sich erfüllt, bleibt abzuwarten.

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Nadja Podbregar
Stand: 26.07.2012

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