Ohne Blut kein Leben: Unsere Gefäße versorgen den Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen. Über insgesamt 100.000 Kilometer ziehen sich die Adern durch den Organismus und verzweigen sich dabei bis in die äußersten Körperteile. Tag für Tag dreht das Blut etwa 1.400 Mal seine Runde durch das Geflecht aus Arterien und Venen. Ein Kreislauf, den die Medizin gerne nutzt, um Nährstoffe und Substanzen im Körper zu verteilen.
Manchmal ist es nötig, einem Patienten über längere Zeit hinweg Flüssigkeit oder Medikamente zu verabreichen. Dem Arzt Bernd Braun ist es zu verdanken, dass dafür nur ein einziger Zugang nötig ist: Er entwickelte 1962 die erste flexible Venenkanüle, die nach ihm benannte Braunüle. Sie reizt die Gefäßwände nur minimal und muss zudem nicht für jede Infusion neu gelegt werden.
Achtung Verstopfung!
Weil die Gefäße im wahrsten Sinne des Wortes unsere Lebensadern sind, wird es gefährlich, wenn sie verengt sind oder gar verstopfen. Vor allem Verkalkungen oder Ablagerungen in den Herzarterien sind lebensgefährlich. Denn der Herzmuskel wird dadurch in einigen Bereichen nicht mehr genügend mit Blut versorgt. Als Folge drohen Brustenge, Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt.
Aber auch im Gehirn kann die Arteriosklerose schwerwiegende Folgen haben. Verstopft ein Hirngefäß, kann es zu einem Schlaganfall kommen. Gefäßerkrankungen gehören heute – begünstigt durch ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung – zu den häufigsten Volkskrankheiten in den Industrieländern.
1977 gelang es dem Kardiologen Andreas Grüntzig erstmals, die Verengung eines Blutgefäßes mit Hilfe eines aufblasbaren Ballonkatheters zu weiten. Er dehnte dabei ein um etwa 80 Prozent verengtes, nur etwa drei Millimeter kurzes Stück eines Herzkranzgefäßes durchn einen kleine Ballon auf, der mit dem Katheter in die Ader geschoben wurde. Durch diese Weitung wurde die Ader wieder normal durchblutet und dem Patienten blieb eine aufwändige Bypass-Operation erspart.
Röhrchen gegen den Verschluss
Ein Jahrzehnt später wurde diese Technik weiter verfeinert: Mit dem Ballonkatheter schoben die Ärzte nun auch ein kleines Röhrchen – den sogenannten Stent – an die betroffene Stelle der Arterie. Dieses Gitternetz aus Metall oder Kunstfasern sorgt dafür, dass die Ader auch nach der Weitung mit dem Ballon offen bleibt. Allerdings: Im Laufe der Zeit kann sich auch dieser Stent zusetzen, weil sich Bindegewebe anlagert und das Gefäß zuwächst.
Um das zu verhindern, wurden vor gut zehn Jahren erstmals Stents entwickelt und verwendet, die Medikamente freisetzen. Diese Wirkstoffe hemmen das Zellwachstum der Gefäßwände beugen dadurch einem Wiederverschluss der Gefäße vor. Weil der Patient nach ihrem Einsetzen aber länger Anti-Thrombosemittel einnehmen muss als bei normalen Stents, sind sie nicht für alle Patienten und Krankheitsbilder geeignet. Dennoch: Dank dieser modernem Hilfsmittel – egal ob Kanüle, Stent oder Katheter – lassen sich heute viele Gefäßerkrankungen behandeln, für die es früher keine Therapie gab.
BVMed / Massstab Mensch
Stand: 31.01.2014