Leise surren Stromfahrzeuge durch die Straßen. Die Luft ist sauber, denn weder Autos noch Fabriken stoßen Schadstoffe aus. Die meisten Neubauten produzieren dank Solarzellen und Sonnenwärmekollektoren mehr Energie, als sie verbrauchen und speisen sie in intelligente Netze ein. Begrünte Dächer sorgen für ein angenehmes Klima in der Metropole und versorgen die Städter zudem mit frischem Gemüse. Die Menschen genießen das quirlige Stadtleben – ohne Lärm, Staus, gesundheitsgefährdende Abgase oder Feinstaub.
So oder ähnlich wünschen sich Menschen die Großstädte der Zukunft. Forscher, Politiker, Unternehmer, Städteplaner und Kommunen in aller Welt arbeiten daran, dass die Vision Wirklichkeit wird. „Metropolen können zu Pionieren eines nachhaltigen Wandels werden“, sagt Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Denn in der Umstrukturierung vorhandener Städte und der besseren Planung neuer Cities steckt ein riesiges Potenzial, um dem Klimawandel entgegenzusteuern und die Lebensqualität der Städter zu verbessern.“ Darauf setzt auch die Bundesregierung. Sie hat das Thema „Morgenstadt – Die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt“ als ein zentrales Thema in ihre Hightech-Strategie 2020 aufgenommen.
Kein Wasser, keine Luft, kein Strom
Die Realität sieht in vielen Großstädten der Welt allerdings anders aus: In Lima haben mehr als eine Millionen Einwohner kein sauberes Trinkwasser, in São Paulo landet fast die Hälfte des städtischen Abwassers ungeklärt in Flüssen, Hongkong leidet unter extremem Smog, Neu-Delhi hat mit häufigen Stromausfällen zu kämpfen, Neapel versinkt im Müll und in London kommen Autofahrer nur im Schneckentempo voran.
Dennoch locken Städte immer mehr Menschen an. Die Gründe für den ungebremsten Zustrom: In Großstädten gibt es meist Arbeit, gute Schulen und Hochschulen, Geschäfte aller Art, eine beträchtliche Auswahl an Ärzten und Krankenhäusern sowie ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot. In vielen Ländern sind die Megastädte die entscheidenden Wachstumsmotoren. Metropolen wie Paris, Mexico City, São Paulo, Bangkok oder Tokio erwirtschaften zwischen 30 und 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der jeweiligen Länder.
Birgit Niesing / Fraunhofer Magazin
Stand: 14.02.2013