Die 2012-Szenarien beschränken sich keineswegs auf astronomische Auslöser und Ereignisse, auch die Geophysik kommt dabei manchmal ins Spiel, meist in Form eines „Polsprungs“. Diese plötzliche Umkehrung des Erdmagnetfelds soll katastrophale Folgen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Tsunamis nach sich ziehen und darüber hinaus die Erde ihres natürlichen Schutzschilds gegen tödliche Strahlung aus dem All berauben.
Die Umpolung ist überfällig
Die schlechte Nachricht: Solche Umpolungen gibt es wirklich und hat es im Laufe der Erdgeschichte schon häufig gegeben. Die Gute: sie ereignen sich weder schnell, noch ziehen sie katastrophale Folgen nach sich. Wenn Geowissenschaftler von einem „plötzlichen“ Ereignis sprechen, dann geht es in der Regel nicht um Monate oder Jahre, sondern um geologische Zeiträume: tausende oder gar Millionen von Jahren.
Die letzte größere Umpolung des irdischen Magnetfelds liegt heute schon rund 750.000 bis 780.000 Jahre zurück. Nach geophysikalischen Maßstäben ist dies bereits eine halbe Ewigkeit. Denn während der letzten 100 Millionen Jahre der Erdgeschichte dauerten die einzelnen Pausen zwischen den Umpolungen durchschnittlich nur 200.000 bis 500.000 Jahre. Eine erneute Inversion ist daher eigentlich längst überfällig. Kommt vielleicht 2012 die große Umpolung?
…aber erst in 1.300 Jahren
Untersuchungen zeigen, dass wir uns tatsächlich in einer Phase der abnehmenden magnetischen Feldstärken befinden. Doch Grund zur Panik besteht nicht. Da diese langsame Abschwächung sich über Hunderte von Jahren hinzieht, werden zumindest einige Generationen der Menschheit noch ohne diese Erfahrung leben. Experten schätzen, dass sich das Feld erst in rund 1.300 Jahren soweit abgeschwächt haben könnte, dass es umkippt.
Was genau wird dann passieren? Simulationen zeigen, dass die Magnetlinien zunächst langsam beginnen zu fluktuieren, sie bilden chaotische Strukturen. Für kurze Zeit können dabei sogar drei, vier oder sogar mehr Pole gleichzeitig entstehen. Die Intensität des magnetischen Feldes schwächt sich währenddessen um rund das Zehnfache ab. Dies hat auch Folgen für das Leben auf der Erde: Wird das Magnetfeld schwächer, nimmt auch seine Schutz- und Filterwirkung gegen die harte kosmische Strahlung ab. In dieser Phase sind daher alle Organismen auf der Erdoberfläche höheren Dosen elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt.
Kein Untergang der Menschheit
Doch Geophysiker wie Bruce Buffett von der Universität von British Columbia sehen darin dennoch keinen Anlass zur Sorge: „Es ist klar, dass auch unsere frühesten Vorfahren schon einige Umpolungen schadlos überstanden haben“, erklärt Buffett. „Die offensichtlichste Konsequenz ist vermutlich, dass wir einen neuen Kompass bräuchten.“ Nach dieser Übergangsphase beginnen sich die Magnetlinien langsam zu stabilisieren und die Feldstärken nehmen zu. Es bilden sich wieder zwei Pole an den entgegengesetzten Enden der Erdkugel – allerdings in genau umgekehrter Polung wie zuvor.
Dass die Maya damals die Eigenschaften des Magnetfelds und seine Umpolungen kannten, ist mehr als unwahrscheinlich, ebenso eine entsprechende Vorhersage für den Dezember 2012. Denn bis heute lassen sich solche Umpolungen nicht im Voraus prognostizieren, auf das Jahr schon gar nicht. Anhaltspunkte geben allein gemessene Abschwächungen und das Wissen um den Abstand zum letzen Ereignis dieser Art – Fähigkeiten und Wissen, dass die Maya definitiv nicht hatten.
Nadja Podbregar
Stand: 10.11.2009