„Das Potenzial von Städten und Kommunen zum Energiesparen ist riesig, und damit ihr Potenzial für den Klimaschutz“, schätzt auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan ein. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt“ ausgelobt. Fünf Städte gingen als Sieger hervor, drei setzen auf Fraunhofer-Know-how. Die Idee: Eine Stadt wird als ein Gesamtsystem betrachtet, das seinen Energieverbrauch auf vielen Wegen deutlich senken kann.
Sanierungscontracting für Wohngebäude
In Stuttgart nutzen die Sieger auch das Sanierungscontracting für Wohngebäude. Bei dieser Art des Contractings sollen Wohnungsbaugesellschaften, Banken und Handwerksbetriebe die Kosten für die Wärmedämmung älterer Gebäude tragen. Die Investitionen können sich aus den geringeren Heizkosten refinanzieren.
In Wolfhagen, einer hessischen Stadt mit circa 14 000 Einwohnern, stehen die Fraunhofer-Forscher vor anderen Herausforderungen: Die Gebäude werden nicht effizient genug saniert, weil die Eigentümer die Häuser selbst bewohnen. Ihnen ist die komplette Renovierung oft zu teuer. Die Lösung: ein modularer Sanierungsbaukasten. Damit findet man bei gegebenen finanziellen Mitteln die optimale Modernisierungsmaßnahme, und zwar eine, an die der nächste Sanierungsschritt ein paar Jahre später nahtlos anschließen kann.
Magdeburg bald Modellstadt für erneuerbare Energien?
Ambitionierte Ziele hat sich Magdeburg gesetzt: Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts will in einem Klimabündnis zur Modellstadt für erneuerbare Energien werden und den Kohlendioxidausstoß bis 2020 um zwei Drittel gegenüber 1990 senken. Auch die europäische Gesetzgebung setzt auf energieeffizientes Bauen. So sollen von 2019 an alle neuen Gebäude die von ihnen benötigte Energie für Heizung, Warmwasser usw. selbst erzeugen – meist durch Solaranlagen.
„Künftig werden immer mehr Neubauten Plus-Energiehäuser sein. Das heißt, sie produzieren mehr Energie als sie selbst verbrauchen. Sie können Strom zur Verfügung stellen – etwa zum Betanken von Elektroautos«, erläutert Professor Gerd Hauser vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart. So wird das Haus vom Energie-Verbraucher zum Energie-Produzenten.
Erste Plus-Energiehäuser existieren bereits
Schon heute gibt es erste Plus-Energiehäuser – zum Beispiel das Plus-Energie-Haus des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung oder die gerade entstehende Mustersiedlung in Köln. Dort präsentieren sechs Unternehmen ihre Konzepte. Das Projekt evaluieren IBP-Forscher. Modernste Technologien zum energieeffizienten Bauen – wie Hochleistungsdämmstoffe, Vakuumdämmungen, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Latentwärmespeicher, Brennstoffzellen oder Photovoltaik in der Fassade – machen die Gebäude zu Kraftwerken.
Birgit Niesing / weiter.vorn Fraunhofer Magazin
Stand: 24.11.2011