Isaac Newton, Johann Gregor Mendel, Max Planck, Nils Bohr – sie alle haben einen entscheidenden Beitrag in der Wissenschaft geleistet. Dennoch nimmt es bis heute an Popularität keiner mit Albert Einstein auf, dessen Name längst zum Mythos wurde. Auch Leute, die sich nicht annähernd für Physik interessieren, haben schon von der „Berühmtesten Formel der Welt“ E = mc² gehört, längst gibt es die Redewendung „Genial wie Einstein“ und wenn eine Comicfigur „Zweistein“ heißt, erwartet jeder einen besonders klugen Kopf.
Mit dem Namen Jules Henri Poincaré werden Assoziationen an seitenlange, trockene mathematische Berechnungen wachgerufen, der Name Albert Einstein dagegen beschwört Bilder von Planeten, die die Raumzeit eindrücken, Atombomben-Explosionen und alten Männern, die neckisch die Zunge in die Kamera strecken, herauf. Kaum jemand weiß, dass Poincaré nur wenige Wochen nach Einsteins Relativitätstheorie eine ganz ähnliche Vorstellung von Raum und Zeit veröffentlichte.
Bereits zu Lebzeiten gelangte Einstein zu einem Ruhm, der selbst für Nobelpreisträger keineswegs selbstverständlich ist. Spätestens 1919, als die Sonnenfinsternis seine Relativitätstheorie bestätigte, war er weltbekannt. Der Personenkult wurde dadurch bestärkt, dass Einstein sich zudem politisch engagierte. Obwohl er ein überzeugter Pazifist war, überredete er Roosevelt schließlich zum Bau der Atombombe, wurde aus Deutschland vertrieben und provozierte mit markigen Sprüchen, die bis heute immer wieder gern zitiert werden. Mit seinem in alle Richtungen abstehenden Haar passte er genau in das Schema des zerstreuten Genies. Seine berühmte Energiegleichung schließlich verdankt ihren Ruhm vor allem ihrer Einfachheit, nicht Simplizität.
Einsteins Schaffen hatte und hat weitreichende Konsequenzen. Er stellte kurzerhand das physikalische Weltbild auf den Kopf und nahm der Zeit ihre feste Größe. Seit Einstein sind Zeit und Raum dehn- und formbar, die vierte Dimension wurde erschaffen. Die Relativitätstheorie brachte der Menschheit nicht nur die Nutzung der Atomenergie mit allen Konsequenzen, sondern führte auch zu neuen Theorien über den Ursprung des Universums. Stephen Hawking leitete seine berühmte Urknalltheorie aus Einsteins Werken ab.
Auch im normalen Leben jenseits von Massendefekt und Lichtgeschwindigkeit profitieren wir bis heute von den Arbeiten, die in jenem berühmten Jahr 1905 veröffentlicht wurden. Ohne Einsteins Beitrag zu den Ursachen von Diffusionsvorgängen gäbe es heute möglicherweise weder Kühlschränke noch Klimaanlagen. Und seine Photonentheorie bildet unter anderem die Grundlage für Taschenrechner, Mikrowellenherde und Fernseher.
Es bleibt abzuwarten, ob uns die Zukunft einen neuen Wissenschaftler-Helden mit Einstein-Format beschert. Allerdings beruhte die allgemeine Hochachtung der Menschheit für Albert Einstein anscheinend nicht auf Gegenseitigkeit. Zumindest lässt dies das folgende Zitat vermuten: „Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.“
Stand: 22.03.2001