Auch wenn es inzwischen für die Aids-Therapie einige vielversprechende Ansätze gibt, in der Impfstoffforschung sind die Ergebnisse eher kümmerlich. Nach mittlerweile 15 Jahren der Suche hat es mehr falsche Hoffnungen und Holzwege als tatsächlich erfolgreiche Ansätze gegeben. Keinem der experimentellen Impfstoffe ist es bisher gelungen, den Hindernislauf der Tests bis zum Schluss zu durchlaufen. Und die Prognosen für einen effektiven Impfstoff lauten nach wie vor: „Frühestens in fünf bis zehn Jahren.“
Dies ist um so fataler, da nur ein Impfstoff einen echten Durchbruch im Kampf gegen die sich noch immer ausbreitende Seuche bringen kann. Er könnte im Idealfall eine Neuinfektion verhindern oder aber wenigstens – so die Hoffnung der Forscher – den Ausbruch der Krankheit bei bereits Infizierten blockieren.
Weltweit sind die Aidsforscher deshalb schon seit Jahren fieberhaft auf der Suche nach einer solchen Waffe gegen die Krankheit. Sie verfolgen dabei sehr unterschiedliche Ansätze und testen sowohl die Wege der klassischen Impfstoffforschung, als auch völlig neue, bisher noch nie im Kampf gegen ein Virus eingesetzte Methoden und Strategien. Die Wandelbarkeit des Virus und die noch immer nicht vollständig verstandenen Mechanismen, die bei der HIV-Infektion im Körper und in den Zellen ablaufen, machen ihre Suche nach einem Impfstoff nicht nur zu einem Rennen gegen die Zeit, sondern stellenweise auch zu einem Hindernislauf im Nebel.
An den bisher mangelnden konkreten Erfolgen sind jedoch auch die Pharmakonzerne nicht ganz unschuldig: Während für die Entwicklung von Aids-Therapien Milliardensummen investiert werden, erhält die Impfstoffforschung nach wie vor nur einen Bruchteil dieser Förderung. Ein Impfstoff, der im besten Falle nach einmaligem Einsatz dauerhaft schützt, ist eben lange nicht so lukrativ wie ein Aids-Medikament, dass von den HIV-Infizierten lebenslang genommen werden muss.
Inzwischen beginnt sich allerdings diese Haltung zu verändern, der politische Druck auf die Konzerne wächst: 1997 erklärte der amerikanische Präsident Bill Clinton die Entwicklung eines Aids-Impfstoffs innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einem offiziellen nationalen Ziel der USA. Auf internationaler Ebene riefen die G7 und G8-Gipfel zum Kampf gegen Aids und der verstärkten Suche nach einer wirksamen Impfung als globale Aufgabe auf.
Die 1996 gegründete Internationale Aids-Vaccine Initiative (IAVI), eine regierungsunabhängige Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Entwicklung eines sicheren, effektiven und weltweit allen zugänglichen Impfstoffes zu fördern, hat sich inzwischen zu einer der treibenden Kräfte in der internationalen Koordinierung der unterschiedlichen Forschungsansätze entwickelt. Unterstützt wird die Initiative nicht nur durch Spenden von Privatmenschen und Organisationen, auch politisch Verantwortliche tragen die IAVI mit. 1999 gehörte daher nicht nur Bill Gates mit immerhin 25 Millionen Dollar zu den Spendern, auch die britische Regierung unterstützte die IAVI mit 14 Millionen Pfund.
Doch selbst unter den mittlerweile etwas besseren finanziellen Bedingungen ist die Suche nach einer wirksamen Strategie gegen Aids nicht einfach. Viele der anfänglich favorisierten klassischen Ansätze haben sich inzwischen als ungeeignet herausgestellt, die neuen Techniken und Methoden sind zwar vielversprechend, aber noch unerforscht und wegen ihrer Komplexität erheblich zeitaufwendiger.
Stand: 15.11.2000