Seit fast 30 Jahren beschäftigt sich auch das FIZ Karlsruhe mit großen Datenmengen. Über den Online-Dienst „STN International“ bietet das Leibniz-institut für Informations-Infrastruktur weltweit Zugang zu etwa 150 Datenbanken mit Forschungs- und Patentinformationen – derzeit enthalten diese mehr als 1,5 Milliarden Dokumente. Am FIZ Karlsruhe ist man überzeugt, dass in ihnen bisher ungenutzte Potenziale stecken.
Die Forscher des FIZ befassen sich seit vielen Jahren mit Data- und Text-Mining und nutzen dabei auch Big Data-Technologien für die Suche und Recherche. Jetzt gehen die Wissenschaftler noch einen Schritt weiter: Aus den Datenbanken wollen sie zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt Entwicklungen identifizieren. „Trend Mining“ nennen sie das. Dabei werden zunächst für bestimmte Patente signifikante Begriffe identifiziert, um dann deren Vorkommen in den Datenbanken zu beobachten.
Was ist im Kommen?
„Taucht ein Begriff mit der Zeit deutlich häufiger auf als andere, kann das ein Hinweis auf einen Trend sein“, erklärt Michael Schwantner, der das Projekt leitet. Detailliert analysieren Informationsexperten diese Hinweise um zu prüfen, ob tatsächlich ein verwertbarer Trend zu erkennen ist. Ein Beispiel: Die Recherche in einer STN-Datenbank zeigt für 2012 plötzlich einen signifikanten Anstieg von Patentpublikationen für sogenannte Redox-Flow-Batterien. Auch 2013 bleibt die Zahl deutlich über den Werten der Jahre vor 2012 – ein klares Indiz dafür, dass diese Speichertechnologie mit Flüssigbatterien im Aufwind ist.
Interessant sind solche Trends vor allem für Unternehmen, die sich stark in Forschung und Entwicklung engagieren. Im Pharmabereich verschlingt Forschung schnell Millionen Euro, bis Patente angemeldet werden können. Die häufig Jahre andauernde Entwicklung von Medikamenten kann Konzerne sogar Milliarden kosten. Früh zu erkennen, welchem Gebiet sich die Konkurrenz verstärkt widmet, ist angesichts dieser Summen von unschätzbarem Wert für den Geschäftserfolg.
Auch auf dem Fußballplatz kann das Erkennen von Trends von Bedeutung sein. Sportwissenschaftler arbeiten etwa daran, Daten wie die von der Software der deutschen Nationalelf gesammelten in der Talentsuche zu nutzen. Sollte es Brasilien nicht mit dem Weltmeistertitel klappen, wäre dies kein Grund, auch für künftige Wettkämpfe schwarz zu sehen. Computer könnten Trainern vielversprechende Kandidaten für die Mannschaft von morgen empfehle – auf Grundlage von Daten, die Aufschluss über die weitere Entwicklung einzelner Nachwuchskicker geben.
Karl-Heinz Karisch, David Schelp / Leibniz Journal
Stand: 11.07.2014