Vom Einpack-Erinnerer mit Ortungsfunktion bis zum Liebes-Kommunikator für Fernbeziehungen: Viertsemester des Studiengangs Interactive Media Design am Mediencampus der Hochschule Darmstadt (h_da) in Dieburg haben vernetzte Geräte entwickelt, die ihre Besitzer im Alltag schnell und einfach unterstützen sollen. Besonders viel Wert legten die Studierenden dabei auf eine intuitive Bedienung und auf den Datenschutz.
Display? Nein danke! So könnte das Motto der Alltagshelfer lauten, die 17 Studierende der h_da im vergangenen Semester entwickelt haben. Statt fummeliger Touchscreens und strapazierender Klingeltöne haben die jungen Erfinderinnen und Erfinder in kleinen Gruppen Geräte entwickelt, die sich per Sprache oder Berührung intuitiv bedienen lassen. Die Projekte sind Ergebnis des neuen Schwerpunktthemas für das vierte Semester im Studiengang Interactive Media Design: das „Internet der Dinge“, die Vision einer intelligenten, vernetzten Umgebung.
Suchen, Finden, Organisieren
„Sufio“ ist ein hosentaschentaugliches Gerät, das via Bluetooth Gegenstände orten kann. Dinge, die man immer dabei haben will, stattet man hierfür mit einem kleinen Sender aus. Der Name „Sufio“ steht für Suchen-Finden-Organisieren und soll vor allem Blinden und Sehbehinderten im Alltag helfen. Deshalb reagiert das Gerät aus-schließlich auf Sprachbefehle. Nähert man sich dem gesuchten Objekt, sagt „Sufio“ den verbleibenden Abstand und die Richtung an.
„Sufio kann man beibringen, welche Gegenstände ich für welche Aktivität brauche“, erklärt Teodora Ananieva, die das Gerät gemeinsam mit drei ihrer Kommilitonen entwickelt hat. Will die Besitzerin etwa zur Arbeit gehen, kann das Gerät sie an den Taschenkalender und den Mitarbeiterausweis erinnern – auf Wunsch per Kalenderfunktion auch regelmäßig. Bei der Entwicklung haben die Studierenden mit dem Blindenverein Darmstadt zusammengearbeitet.
Kindheitserinnerungen und Fernbeziehungen
Das Kuscheltier „Teddy“ (Video-Trailer) soll Kindheitserinnerungen bewahren helfen. Dafür ist es mit Kamera und Mikrofon ausgestattet und nimmt Fotos und Videos auf, wenn es darum gebeten wird. Aus Datenschutzgründen verfremdet es beides jedoch stets automatisch. Auf diese Weise soll eine Art Märchenbuch mit den schönsten Momenten einer ganzen Kindheit entstehen – idealerweise von mehreren Generationen, weil der Teddy immer weiter vererbt wird.
„Juno“ (Video-Trailer) soll Menschen in Fernbeziehungen helfen, leichter und körperlicher miteinan-der in Kontakt treten zu können. Das Gerät besteht aus zwei weißen Plastikkugeln von der Größe eines Fußballs, die über das Internet miteinander verbunden werden. Berührt einer der Partner die Kugel, fängt das Gerät auf der anderen Seite an zu leuch-ten. Auch Geräusche werden – stark verfremdet – übertragen. Sogar den Pulsschlag der Liebenden kann die Kugel messen. Der Partner oder die Partnerin sieht dann an-hand der Farbe und über das flackernde Licht auf seinem Gerät, wie heiß begehrt er oder sie gerade ist. „Je näher ich dem Gerät komme, desto mehr Informationen übertrage ich“, erklärt Professorin Andrea Krajewski, die als Schwerpunktleiterin für Interactive Media Design die vier studentischen Projekte betreut hat. Je öfter man die Kugel berühre, desto wärmer werde ihr Gegenstück.
Prototypen vor der Marktreife
Gastronomen hingegen könnten sich über „colab“ freuen. Der intelligente Untersetzer weiß, wann Teller oder Glas leer sind und sagt automatisch der Küche und dem Service Bescheid. Das Gerät verlässt sich dabei auf Druck- und Gewichtsmessungen. Integriert in bestehende digitale Kassensysteme soll „colab“ den Service weiter verbessern: „Der Gastronom sieht sofort, wo es brennt“, sagt Andrea Krajewski zu dem Projekt, das die Professorin bereits für marktreif hält.
Der eine oder andere Prototyp könnte im Rahmen einer Bachelor-Arbeit künftig zum fertigen Produkt werden. Bis dahin verlieren die Studierenden die Welt des Internet der Dinge nicht aus dem Blick: Das nächste Semester steht ganz im Zeichen der intel-ligenten Umgebung.
(Hochschule Darmstadt, 02.09.2014 – AKR)