Im Auge des Sturms: Der auf die USA zusteuernde Hurrikan „Florence“ hat inzwischen sein Auge erneuert – und könnte dadurch stabiler und möglicherweise stärker werden. Den aktuellen Vorhersagen nach wird der Hurrikan Freitag früh auf die Küste von North und South Carolina treffen, es drohen extremer Starkregen und Sturmfluten von bis zu vier Metern Höhe. Der Nordrand des Hurrikans trifft eine der am dichtesten besiedelten Regionen der USA.
Der US-Ostküste könnte der schwerste Wirbelsturm seit 30 Jahren bevorstehen. Hurrikan Florence steuert direkt auf die Südostküste der USA zu. Meteorologen stuften den Sturm bereits am Dienstag als ‚“extrem gefährlich“ ein und erwarten schwere Sturmfluten sowie extreme und anhaltende Regenfälle. Evakuierungen in den US-Bundesstaaten North und South Carolina, Virginia und Maryland sind im Gange.
Gebremster Sturm bringt besonders viel Regen
Inzwischen hat Hurrikan Florence eine Größe von mehr als 600 Kilometer erreicht, allein das Auge misst gut 50 Kilometer. Im Zentrum des Sturms werden Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde erreicht, in Böen auch mehr, wie das US-National Hurricane Center (NHC) berichtet. Gleichzeitig jedoch wandert der Sturm eher langsam und könnte nach seinem Landfall noch weiter abgebremst werden, weil blockierende Hochdruckgebiete seinen Weg versperren.
Die Folge davon: „Durch diese Verlangsamung des Sturmsystems werden wir drastische Regenmengen bekommen“, berichtete NHC-Direktor Ken Graham gestern. Die Prognosen gehen von bis zu einem Meter Niederschlag aus. Bestätigt wird dies durch Satellitendaten zu den Wolkentemperaturen: An Oberrand der Augenwand lagen sie gestern bei weniger als minus 60 Grad, weiter außen bei minus 56 Grad – und damit unter der Schwelle, ab der Starkregen zu erwarten ist.
Schwere Sturmflut vorhergesagt
Den US-Küstengebieten droht zudem eine Sturmflut: In North Carolina könnte die Sturmflut Höhen von knapp vier Metern erreichen, weiter südlich und nördlich davon immerhin noch bis zu drei Meter. „Das ist extrem gefährlich, fast die Hälfte aller Todesfälle bei solchen Stürmen geht auf die Sturmfluten zurück“, sagt Graham. „Weil sich der Hurrikan nur langsam bewegt und die Sturmflut dadurch lange anhält, könnte in Teil der Wassermassen weit in die Flüsse hineingedrückt werden.“
Während viele Menschen bereits weiter ins Inland geflüchtet sind, appellieren die Behörden an die noch verbliebenen Bewohner der Evakuierungsgebiete, den Sturm nicht zu unterschätzen. „Das ist eine Situation auf Leben und Tod“, betonte Graham. „Wenn die lokalen Behörden sagen, ihr sollte gehen, dann tut es auch!“
Florence hat ein neues Auge
Hurrikan Florence zeigte während seiner Annäherung an die US-Ostküste einen Mechanismus, den die Meteorologen als „Eyewall Replacement Cycle“ bezeichnen. Dabei beginnt sich der Wolkenring um das Auge des Wirbelsturms allmählich zu kontrahieren, bis das normalerweise wolkenfreie Auge vorübergehend gefüllt erscheint. Von außen jedoch rückt gleichzeitig eines der äußeren Wolkenbänder nach.
„Dieser Ring von Sturmwolken beginnt dann, die ursprünglichen Augenwand abzuschnüren und ihr Feuchtigkeit und Energie zu rauben“, erklärt die NASA. „Wenn dieser Zyklus abgeschlossen ist, löst sich die alte Augenwand auf und das äußere Wolkenband rückt nach innen an seine Stelle.“ Während dieser Umstrukturierung wurde der Hurrikan vorübergehend schwächer.
Inzwischen jedoch ist das neue Auge bereits wieder auf gut 50 Kilometer angewachsen. Nach Angaben des NHC könnte dies den Wirbelsturm stabilisieren und sogar zu einer allmählichen Verstärkung des Hurrikans führen. Begünstigt wird dies durch Meerestemperaturen von rund 29 Grad im vor dem Sturm liegenden Ozeangebiet.
Update: Hurrikan Florence hat sich durch den Einfluss starker Scherwinde inzwischen doch abgeschwächt und ist auf Kategorie 2 heruntergestuft worden. Trotz leicht gesunkener Windgeschwindigkeiten werden aber weiterhin bis zu vier Meter hohe Sturmfluten und extremer Starkregen erwartet.
(National Hurricane Center (NHC), NASA, NOAA, 13.09.2018 – NPO)