Geisterhaftes Summen: Zum ersten Mal hat eine Marssonde Geräusche vom Roten Planeten übermittelt – das Rauschen des Marswinds. Aufgezeichnet haben dies gleich zwei Instrumente der NASA-Landesonde InSight, ein Luftdruckmesser und drei hochsensible Seismometer. Letzte registrierten die Vibrationen, die der Wind in den Solarsegeln der Sonde verursachte. Wie zwei große Ohren verstärkten diese die Wind-Geräusche.
Der Mars ist unser bisher am besten erkundete Nachbarplanet. Schon seit mehr als 15 Jahren wird er von Orbitersonden umkreist und Rover wie Opportunity und Curiosity fahren auf seiner Oberfläche umher. Jüngstes Mitglied im Club der menschengemachten Marspioniere ist die Sonde Mars InSight, die am 26. November 2018 auf dem Roten Planeten landete. Sie soll erstmals tief unter die Oberfläche des Mars blicken und bis zu fünf Meter in den Untergrund bohren.
Ein leises, tiefes Grummeln
Doch InSight hat uns schon jetzt eine unerwartete Sensation beschert: Sie registrierte erstmals das Geräusch des marsianischen Windes. Am Standort von InSight wehte der Wind mit rund fünf bis sieben Meter pro Sekunde und dieser erzeugte beim Auftreffen auf die Sonde Vibrationen – und damit letztlich Schallwellen. Zum ersten Mal können wir damit hören, wie sich die Marsumgebung anhört – und was Astronauten auf dem Roten Planeten hören würden.
Der von InSight eingefangene Marswind klingt demnach wie ein sehr leises, tiefes Grummeln. „Diese Audiodaten einzufangen war völlig ungeplant“, sagt Bruce Banerdt vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. Gelungen ist dies mithilfe von zwei verschiedenen Instrumenten der Marssonde. Das erste ist ein Luftdrucksensor. Er registrierte die Vibrationen des Marswindes direkt, in einer Frequenz von rund zehn Hertz. Dies liegt unterhalb unserer Hörschwelle, so dass diese Schwingungen heraufgesetzt werden müssen, um sie für uns hörbar zu machen.
Solarsegel als verstärkende „Ohren“
Ohne Veränderungen hörbar sind dagegen die Schwingungen, die die Seismometer von InSight eingefangen haben. Sie sind so sensibel, dass sie noch Vibrationen im Atommaßstab wahrnehmen können. Eigentlich sollen sie Marsbeben registrieren und werden dafür in wenigen Wochen vom Roboterarm der Sonde auf dem Untergrund platziert. Doch momentan steht das Seismometer-Paket noch auf der Ladefläche von InSight – und deshalb fungierten sie als Windmesser.
Möglich wurde dies, weil die beiden rund zwei Meter großen Solarsegel der Sonde wie zwei große Ohren wirkten: Der Wind brachte sie zum Vibrieren und diese Schwingungen übertrugen sich auf den Lander und die Seismometer. „InSight agiert hier wie ein riesiges Ohr“, erklärt Tom Pike vom Imperial College London. „Die Solarsegel reagieren auf Druckschwankungen im Marswind. Es ist als wenn InSight seine Ohren spitzt und dem Wind lauscht.“
Noch besser könnten die Sound-Übertragungen vom Mars werden, wenn der NASA-Rover Mars 2020 auf dem Roten Planeten gelandet ist. Denn er wird erstmals zwei Mikrophone mit an Bord haben, die die Geräusche der Marsumgebung, aber auch seine eigene Landung übertragen sollen.
Quelle: NASA/JPL