Mysteriöse Blitze: Immer wieder sind auf dem Mond Blitze und andere Lichterscheinungen zu beobachten. Bisher jedoch ist die Ursache dieser kurzzeitigen Phänomene unklar. Mit einem neuen Teleskop will ein deutscher Forscher nun diesen Phänomenen auf den Grund gehen. Wichtig ist die Klärung dieser Mondblitze auch im Zuge der aktuellen Pläne für bemannte Mondmissionen.
Es passiert mehrere Male in der Woche: Manchmal sind es nur kurze Lichtblitze, die an der Oberfläche des Mondes aufscheinen, andere Leuchtphänomene auf dem Erdtrabanten können dagegen länger dauern. Und manchmal sind auch Stellen zu beobachten, die sich vorübergehend verdunkeln. Bisher ist unklar, was die Ursache für diese Phänomene ist. Eine Möglichkeit wären lunare Meteoriteneinschläge, aber auch Wechselwirkungen des Sonnenwinds mit dem Mond-Regolith.
Eine weitere Hypothese: „Auf dem Mond wurden auch seismische Aktivitäten beobachtet“, sagt Hakan Kayal von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. „Bei Bewegungen der Oberfläche könnten aus dem Mondinneren Gase austreten, die das Sonnenlicht reflektieren. Das würde die Leuchterscheinungen erklären, die teils über Stunden anhalten.“
Blick zum Mond von Spanien aus
Kayal ist an diesen Erscheinungen höchst interessiert. „Man kennt die sogenannten transienten lunaren Phänomene schon seit den 1950er-Jahren, aber sie wurden nicht ausreichend systematisch und langfristig beobachtet.“ Das ändert sich zurzeit – und Kayal will seinen Beitrag dazu leisten. Als ersten Schritt hat Kayals Team ein Mondteleskop gebaut und im April 2019 in Betrieb genommen.
Das ferngesteuerte Teleskop steht in einem privaten Observatorium in Spanien, etwa 100 Kilometer nördlich von Sevilla. Es besteht aus zwei Kameras, die Nacht für Nacht den Mond im Blick behalten. Nur wenn beide Kameras gleichzeitig eine Leuchterscheinung registrieren, löst das Teleskop weitere Aktionen aus. Es speichert dann Fotos und Videosequenzen von dem Ereignis und schickt via E-Mail eine Nachricht an Kayals Team.
Kayals Team würde das Ergebnis dann mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA abgleichen. „Wenn dort das Gleiche gesehen wurde, kann das Ereignis als bestätigt gelten“, so der Forscher. Bei Bedarf könne man dann gemeinsam weitere Forschungen in die Wege leiten.
KI hilft bei Identifizierung der Lichtblitze
Noch allerdings ist das System nicht komplett fertig: An der Software, die Blitze und andere Leuchtphänomene automatisch und zuverlässig erkennen soll, wird noch gefeilt. Kayal will dafür unter anderem Methoden der künstlichen Intelligenz einsetzen: Neuronale Netzwerke sorgen dafür, dass das System nach und nach lernt, einen Mondblitz von technischen Störungen oder von Objekten wie Vögeln und Flugzeugen zu unterscheiden, die vor der Kamera vorbeifliegen. Bis dahin ist schätzungsweise noch ein Jahr Arbeit nötig.
Die Rate der Fehlalarme möglichst stark zu reduzieren, ist für Kayal aber nur das erste Etappenziel in diesem Projekt. Das System, das er auf spanischem Boden entwickelt, soll später einmal auf einer Satellitenmission zum Einsatz kommen. Die Kameras könnten dann im Orbit der Erde oder des Mondes arbeiten. Davon verspricht sich der Forscher wesentlich bessere Ergebnisse: „Wir sind dann die Störungen los, die sich durch die Atmosphäre ergeben.“
Wichtig für Rückkehr zum Mond
Die lunaren Leuchterscheinungen aufzuklären, ist aktuell wieder in den Fokus von Planetenforschern gerückt. Einer der Gründe dafür ist die geplante Rückkehr von Astronauten zum Mond. Die USA wollen in den nächsten Jahren eine Raumstation im lunaren Orbit errichten und bereits 2024 eine bemannte Raumsonde auf dem Mond landen. Langfristig strebt auch die ESA eine Mondbasis an. Auch für China und Indien ist der Mond wieder ein attraktives Ziel, wenn auch zunächst nur mit unbemannten Sonden.
„Wer irgendwann eine Mondbasis bauen will, muss die Gegebenheiten vor Ort natürlich bestens kennen“, sagt Kayal. Was, falls derartige Pläne einmal konkret werden sollten? Spätestens dann sollte klar sein, was es mit den geheimnisvollen Blitzen und Leuchterscheinungen auf sich hat.
Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg