Geowissen

Australien: Riesiges Vulkangebiet entdeckt

Im Untergrund von Mittelaustralien liegen mehr als 100 alte Vulkane verborgen

Vulkan
Vor 160 bis 180 Millionen Jahren verwandelten mehr als 100 Vulkane das Zentrum Australiens in ein Lava- und Feuermeer. © Vershinin M/ iStock.com

Doppelt so groß wie Mallorca: Im Zentrum von Australien haben Forscher ein enormes Vulkangebiet entdeckt – es erstreckt sich über 7.500 Quadratkilometer. Versteckt unter dicken Sedimentschichten liegen dort mehr als 100 Vulkane aus dem Jurazeitalter vor 160 bis 180 Millionen Jahren. Das Ungewöhnliche daran: Diese Vulkane entwickelten sich in der Mitte einer Erdplatte statt an ihren Rändern, wie sonst meist der Fall.

Das Cooper-Eromanga-Becken im Zentrum Australiens ist vor allem für seinen Reichtum an Erdöl und Erdgas bekannt. Das 1.250 Meter unter der Erdoberfläche liegende Vorkommen wird bereits seit Anfang der 1960er Jahre erkundet und ausgebeutet. Doch diese Senke hat noch mehr zu bieten: 2010 entdeckten Geologen dort den rund 80 Kilometer großen Krater eines Einschlags vor rund 300 Millionen Jahren. Zudem ist der Granit im Untergrund dieser Senke so heiß, dass dort Tests für ein Geothermieprojekt stattfinden.

Rätselhafte Basaltfunde

Doch ein Phänomen gab den Geologen Rätsel auf: Immer wieder stießen sie bei Bohrungen neben Sedimentgestein und Granit auch auf vereinzelte Basalte – und damit auf Gestein vulkanischen Ursprungs. Einige dieser Basalte schienen aus der Trias, andere aus dem Jura zu stammen. Doch weil man mitten in der australischen Kontinentplatte keine vulkanische Aktivität erwartete, blieben diese Funde zunächst unbeachtet.

„Es gibt enorme Mengen an Daten aus dem Untergrund dieser Region“, erklären Jonathon Hardman von der University of Aberdeen und seine Kollegen. „Aber das Alter und die Natur dieser Basaltgesteine waren größtenteils unbekannt.“ Sie haben nun die umfangreichen Daten vergangener Erkundungen erneut ausgewertet und zusätzlich das Gebiet mit seismischen Messungen „durchleuchtet“, um mehr über diese Vulkangesteine und ihre Herkunft zu erfahren.

Ein Vulkangebiet doppelt so groß wie Mallorca

Das überraschende Ergebnis: Unter dem Cooper-Eromanga-Becken liegt ein riesiges Vulkangebiet verborgen. Mehr als 100 Vulkane, ausgedehnte Lavaströme und andere vulkanische Ablagerungen zeugen davon, dass es hier einst eine heftige vulkanische Aktivität gab. An einigen Stellen sprechen die geologischen Strukturen zudem dafür, dass es auch hydrothermale Aktivität gab – und damit möglicherweise Geysire und heiße Quellen.

„Diese vulkanische Provinz erstreckt sich über rund 7.500 Quadratkilometer“, berichten Hardman und sein Team. Das entspricht etwa der Größe von Tirol oder der doppelten Fläche der Insel Mallorca. Aktiv waren diese Vulkane allerdings zuletzt vor 160 bis 180 Millionen Jahren – im Zeitalter des Jura, wie Datierungen ergaben. Heute liegt das von den Forschern Warnie-Vulkanprovinz getaufte Gebiet unter hunderte Meter dicken Sedimentgesteinen verborgen.

Tekotnik Australiens
Die Vulkanprovinz liegt mitten in der Indo-Australischen Platte. © Alataristarion /CC-by-sa 4.0

Mitten im Kontinent

Das Ungewöhnliche jedoch: „Während die Mehrheit des irdischen Vulkanismus an den Grenzen der tektonischen Platten unter den Ozeanen stattfindet, liegt diese uralte Vulkanwelt des Jura tief im Inneren des australischen Kontinents“, sagt Koautor Simon Holford von der University of Adelaide. „Das verändert unsere Vorstellung davon, wie solche Prozesse in der Vergangenheit der Erde abliefen.“

Die Forscher vermuten, dass diese Vulkane entstanden, als sich heißes Magma von der tief unter den Kontinent gedrückten Pazifischen Platte durch die darüber liegende Kontinentplatte brannte. „Wir interpretieren die Warnie-Vulkanprovinz als Produkt der Dehnung und des innerhalb der Platte stattfindenden konvektiven Aufströmens von Gestein über der subduzierten Pazifischen Platte“, so Hardman und seine Kollegen.

Feurige Vergangenheit

Das neuentdeckte Vulkangebiet ist jedoch nicht das erste oder einzige in Australien. Im Nordwesten des Kontinents liegt die zwei Millionen Quadratkilometer große Kalkarindji-Vulkanprovinz, die vielleicht sogar am ersten großen Massensterben der Erdgeschichte beteiligt war. Und im Südosten entdeckten Geologen vor kurzem sogar die längste kontinentale Vulkankette der Erde. Ein Hotspot brannte dort eine 2.000 Kilometer lange Vulkanspur durch die Kruste. (Gondwana Research, 2019; doi: 10.1016/j.gr.2019.06.012)

Quelle: University of Adelaide

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