Doch Käfer und Raupen sind nicht die einzigen biologischen Bedrohungen, die dem Wald zurzeit verstärkt zusetzen. Oft zieht der Befall durch diese Primärschädlinge eine ganze Kaskade von weiteren „Baumkillern“ nach sich.
Verursacherkette statt Einzeltäter
„Besondere Sorgen bereiten uns die Baumkomplexkrankheiten. Darunter versteht man das Wirken nicht eines Schädlings allein, sondern einer ganzen Verursacherkette“, erklären Thomas Immler und Markus Blaschke von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). „Bei aktuellen Schadbilden an Eiche, Tanne und seit 2003 auch an Kiefer vermuten wir, dass hier solche Krankheitskomplexe vorliegen.“
So könnten sich die meisten Eichen von einem Kahlfraß durch Eichenprozessionsspinner und andere Schmetterlingsraupen mit einem Austrieb neuer Blätter regenerieren. Doch häufig führt die vorübergehende Schwächung des Baums dazu, dass er dann leichter durch Mehltau, aber auch den Eichenprachtkäfer befallen wird. Von einem solchen „Kombinationsangriff“ erholt sich die Eiche dann meist nicht mehr und stirbt ab.
Vom Käfer zum Pilz zum Baumtod
Ein weiteres Beispiel sind die Ophiostoma-Pilze, die für das europaweite Ulmensterben verantwortlich sind. Diese Pilzkrankheit hat vor allem ab den 1970er Jahren zu einem massenhaften Vertrocknen und Absterben von Ulmen geführt. Mittlerweile sind dadurch die meisten alten Berg- und Feldulmen verschwunden. Hauptüberträger der Pilzsporen sind die zu den Borkenkäfern gehörenden Ulmensplintkäfer.
Der Ophiostoma-Pilz breitet sich deshalb überall dort rasant aus, wo die Ulmen von diesen Käfern befallen sind. Die jungen Käfer kommen in ihren Brutgängen in der Ulmenrinde mit den klebrigen Pilzsporen in Kontakt und transportieren sie bei ihrem Ausfliegen dann zu neuen, noch gesunden Bäumen. Dort keimen die Sporen aus und der Pilz verbreitet sich nach und nach im gesamten Baum. Weil die Infektion das Leitungssystem blockiert, verdurstet der Baum quasi von innen her – seine Krone wird ganz oder teilweise welk, selbst wenn die Wurzeln genügend Wasser bekommen.
Forstexperten erwarten, dass der Klimawandel den Befall durch solche Komplexkrankheiten in den deutschen Wäldern verstärken wird. Denn zum einen begünstigt das milderere Klima die Ausbreitung und Vermehrung wärmeliebender Schädlinge. Zum anderen macht der Klimastress die vorgeschädigten Bäume noch anfälliger für einen Sekundärbefall.
Was aber kann man dagegen tun?