Klima

Arktis: Meereis schrumpft weiter

Sommerliche Fläche des arktischen Meereises ist die zweitkleinste seit Messungsbeginn

arktisches Meereis
Forschungseisbrecher Polarstern in dünnem Eis: Das arktische Meereis hat im September 2019 die zweitkleinste Ausdehnung seit Beginn der Messungen. © Stefanie Arndt

Knapp am Negativrekord vorbei: Das arktische Meereis erreicht erneut einen sommerlichen Tiefstwert. Mit nur rund 3,9 Millionen Quadratkilometern hat das Eis die zweitkleinste Fläche seit Beginn der Satellitenmessungen, wie Glaziologen berichten. Damit liegt das jährliche Minimum erst zum zweiten Mal seit 1979 unter vier Millionen Quadratkilometern. Von Februar bis August 2019 lag die Eisfläche sogar auf einem Rekord-Niedrigwert für diese Zeit.

Die Arktis heizt sich durch den Klimawandel stärker auf als jede andere Region der Erde -mit sichtbaren Folgen: Das arktische Meereis schrumpft seit Jahren, sein Nachschub schwindet und auch die saisonalen Unterschiede haben sich bereits verschärft. Selbst nahe am Nordpol gibt es inzwischen im Sommer viele offene Wasserflächen. Forscher prognostizieren sogar, dass die zentrale Arktis schon ab 2040 im Sommer schiffbar werden könnte.

Meereis
September-Mittelwerte der arktischen Meereisausdehnung seit 1979. In Rot der vorraussichtliche Wert für 2019. © meereisportal.de

Nur noch 3,9 Millionen Quadratkilometer

Auch in diesem Jahr zeichnet sich keine Erholung des arktischen Meereises ab – eher im Gegenteil. Denn zurzeit sind nur noch rund 3,9 Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans von Meereis bedeckt, wie Eisforscher vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) und der Universität Bremen berichten. Typischerweise erreicht die Meereisfläche im Nordpolargebiet im September ihr jährliches Minimum.

Bleibt es bei den aktuellen Werten, dann könnte das jährliche Minimum zum zweiten Mal seit Beginn der Satellitenmessungen unter vier Millionen Quadratkilometern bleiben. Es wäre die zweitkleinste Meereisausdehnung seit 1979. Nur im Jahr 2012 schrumpfte das Meereis im Sommer noch stärker als in diesem Jahr: Damals blieben im September nur noch 3,4 Millionen Quadratkilometer Eis übrig – ein Negativrekord.

Bis August auf Niedrigrekord-Kurs

Bis Mitte August 2019 sah es sogar so aus, als würde die diesjährige Eisfläche einen neuen Minimalrekord erreichen: Sie war kleiner als jemals zuvor in diesem Zeitraum von Satelliten beobachtet. „Unsere Satellitendaten zeigten zwischen März und April 2019 eine ungewöhnlich starke Abnahme der Eisausdehnung, von der sich das arktische Meereis bis zum Sommer nicht wieder erholt hat“, erklärt Christian Haas vom AWI. Seit der zweiten Augusthälfte verlangsamte sich die saisonale Abnahme jedoch.

Meereisfläche September 2019
Karte der Meereisausdehnung am 12. September 2019. © meereisportal.de

Das Eis kann aber in den nächsten Wochen noch etwas weiter zurückgehen: Auch wenn die Lufttemperatur in der Arktis saisonbedingt wieder unter dem Gefrierpunkt liegt, kann die Wärme im Wasser das Meereis von der Unterseite noch ein paar Wochen lang weiter schmelzen lassen. Doch wenn es in der Arktis in den nächsten Tagen sehr kalt wird, kann die Eisbedeckung auch wieder zunehmen. Die Wissenschaftler werden im Oktober die Daten für den Gesamtmonat September analysieren und ziehen dann die endgültige Bilanz des Meereisminimums im Jahr 2019.

„Einschneidende Veränderungen“

„Rekord oder nicht, dieses Jahr bestätigt den weiteren langfristigen klimabedingten Rückgang des Eises in der Arktis, womit es immer wahrscheinlicher wird, dass es in ein paar Jahrzehnten eisfreie Sommer in der Arktis geben wird“, sagt Haas. „Dies bedeutet einschneidende Veränderungen für die Arktis, mit Konsequenzen für das Klima- und Ökosystem und uns Menschen, einschließlich in Europa.“

Das AWI-Team um Haas sowie Kollegen am Institut für Umweltphysik der Universität Bremen analysieren schon seit Jahren Satellitendaten der Eiskonzentration, seiner Ausdehnung, Dicke und den Parametern der Atmosphäre über dem arktischen Meereis. Daraus erstellen sie täglich aktualisierte Eiskarten und schätzen die Meereisentwicklung mithilfe von Auswertealgorithmen ein.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

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