Es brüllt, kreischt, zwitschert und grummelt: Die Tierwelt birgt einige Facetten an Klängen und Geräuschen – vom zirpenden Insekt über trällernde Singvögel bis hin zu brüllenden Löwen. Meist gilt: Je größer das Tier, desto tiefer und lauter die Stimme. Was die Lautstärke angeht, hat aber so manches Tier – auch ganz unerwartet – einiges zu bieten. Wer sind sie tierischen Könige der Lautstärke?
Nicht zu überhören
Zu den lautesten Vertretern des Tierreichs gehören die in Mittel- und Südamerika beheimateten Brüllaffen (Alouatta). Ein Brüllaffen-Männchen hat am Scheitelpunkt der Luftröhre ein erweitertes Knochengebilde, das seine Laute zurückwirft und extrem laut widerhallen lässt. Ihre fürchterlich klingenden Schreie werden als eine Mischung aus Eselsschrei und Hundebellen beschrieben – in einer Lautstärke von 100 Dezibel. Wenn sich die Brüllaffen erst einmal richtig „eingesungen“ haben, dann sind ihre Schreie bis zu 16 Kilometer weit klar und deutlich zu hören.
Noch etwas lauter, tönt der lauteste Vogel der Welt: Der ohrenbetäubende Balzgesang des brasilianischen Einlappenkotingas (Procnias albus) erreicht noch in vier Meter Entfernung Lautstärken von 104 Dezibel, in Spitzenwerten sogar 113. Wie Forscher berichten, gibt der Schmuckvogel seine rekordlauten Rufe vor allem bei der Balz zum Besten, obwohl laute Rufe in der Tierwelt meist nur zur Kommunikation über lange Distanzen genutzt werden.
Den Angebeteten der Einlappenkotingas drohen womöglich sogar Hörschäden. Immerhin: Unendlich lange müssen die Vogelweibchen die Beschallung nicht aushalten. Denn je lauter die Männchen singen, desto kürzer dauert ihre Vorführung. Vermutlich können die nur ein Viertel Kilogramm schweren Vögel die damit verbundene Anstrengung schlicht nicht länger durchhalten, wie Biologen spekulieren.
Große Krachmacher
Dagegen trompeten Elefanten noch etwas lauter – bis zu 117 Dezibel. Diese Höchstwerte erreichen sie vor allem bei Gefahr – aber auch ihr tiefes Grollen erreicht leicht über 100 Dezibel. Noch deutlich lauter werden hingegen die großen Säuger der Meere: Die Rufe von Blauwale erreichen etwa 188 Dezibel und die Klicklaute der Pottwale tönen sogar mit bis zu 230 Dezibel durchs Wasser.
Während wir diese Töne mitunter gar nicht mehr hören können, weil sie im Infraschallbereich liegen, ist es bei Fledermäusen genau anders herum – ihre Rufe sind zu hoch für unser Gehör. Könnten wir diese Frequenzbereiche wahrnehmen, würden wir Arten wie das Große Hasenmaul (Noctilio leporinus) aber sicherlich als Schreihälse bezeichnen. Denn die Rufe dieser in Zentral- und Südamerika heimischen Flattertiere erreichen eine Lautstärke von knapp 140 Dezibel.
Knallende Schere
Allerdings machen diesen lauten Riesen gepanzerte Winzlinge ernsthafte Konkurrenz: Die nur wenige Zentimeter großen Pistolenkrebse (Alpheidae) sind für ihre ohrenbetäubenden Knalllaute berühmt, die sie mit ihren Scheren erzeugen. Die Krebse lassen dazu an ihrer Greifschere eine Dampfblase platzen. Das Knallen dienen dazu, mit Artgenossen zu kommunizieren, Feinde zu warnen oder Beute schlagartig außer Gefecht zu setzen. Ein „Pistolenschuss“ der auch Knallkrebse genannten Garnelen kommt auf 200 bis 250 Dezibel – doppelt so laut wie eine Motorsäge.
Ebenfalls rekordverdächtig sind die Laute eines weiteren Winzlings: Micronecta scholtzi ist eine nur rund zwei Millimeter lange Ruderwanze – und das lauteste Tier im Verhältnis zur Körpergröße. Die Männchen dieser im Wasser lebenden Insekten reiben geräuschvoll ihren Penis über die geriffelte Haut an ihrem Bauch, um potenzielle Partnerinnen zu beeindrucken. Forscher fanden heraus, dass der Geräuschpegel der Tiere durchschnittlich bei 79 Dezibel lag, wobei die lauten Töne sogar 99 Dezibel erreichten – nicht schlecht für so kleine Tiere.