Mehr als Törööö: Asiatische Elefanten nutzen gleich drei Methoden der Lauterzeugung – Stimmbänder für den Infraschall, den Rüssel zum Trompeten und ihre Lippen für ein summendes Quietschen. Letzteres ist einzigartig im Tierreich und wurde erst jetzt von Biologen identifiziert. Die Elefanten spannen für das Quietschen ihre Lippen an und versetzen sie dann durch Ausatemluft in Schwingungen. Dieses Prinzip ähnelt dem der Tonerzeugung bei einem Trompeter.
Elefanten leben in komplexen Sozialverbänden, entsprechend wichtig ist die Kommunikation mit ihren Artgenossen. Schon länger bekannt sind ihre tiefen, grollenden Infraschalllaute, die über große Entfernungen hinweg tragen. Diese Tiefsttöne erzeugen die Elefanten mit ihren langen, massigen Stimmbändern, wie sich vor einigen Jahren zeigte. Die typischen Trompetenlaute entstehen dagegen, wenn der Elefant einen starken Luftstoß durch seinen Rüssel ausstößt.
Merkwürdige Quietschlaute
Doch das ist noch nicht alles, wie nun Veronika Beeck von der Universität Wien und ihre Kollegen herausgefunden haben. Asiatische Elefanten können noch eine dritte Art von Lauten erzeugen: „Sie produzieren hochfrequente Quietschtöne mit einer Frequenz von bis zu zwei Kilohertz“, berichtet das Team. „Diese hohen Laute fehlen im Repertoire der Afrikanischen Elefanten völlig.“ Beobachtungen legten nahe, dass dieses Quietschen bei Erregung und als Alarm ausgestoßen wird. Es gibt aber auch einige zahme Elefanten, die es sogar auf Kommando von sich geben.
Wie die Elefanten diese hohen Töne erzeugen, war bisher unbekannt. Klar schien, dass die Stimmbänder der grauen Riesen zu dick sind, um die nötigen hochfrequenten Schwingungen hervorzubringen. Die Töne könnten aber von anderen schwingenden Geweben herrühren oder aber ähnlich wie der pfeifende Ton einer Flöte, durch eine schwingende Luftsäule entstehen.
Um den Ursprung der Quietschlaute aufzuspüren, setzte das Team eine akustische Kamera mit 48 Mikrophonen ein. Sie macht den Schall und seine Ausbreitung in bunten Farben sichtbar – ähnlich dem Bild einer Thermokamera.
Lippensummen wie bei einem Trompeter
Das Ergebnis: „Unsere Bilder zeigten eindeutig, dass der Quietschlaut aus dem Mund und nicht aus dem Rüssel kommt“, berichtet Beeck. Um die hohen Töne zu erzeugen, spannen die Elefanten ihre Lippen an und pressen ausgeatmete Luft hindurch. Dadurch versetzen sie die Lippen in schnelle Schwingungen – ähnlich wie es ein Musiker beim Trompete spielen tut. Wie beim Instrument werden die Obertöne dieses Lippensummens dann durch die Geometrie der umgebenden Mund-Rachen-Partie verstärkt und der hohe Quietschton entsteht.
„Diese Technik der Lautproduktion mit summenden Lippen ist im Tierreich bisher einzigartig“, konstatiert Beeck. Die eng verwandten Afrikanischen Elefanten scheinen solche Quietschtöne nicht hervorbringen zu können, wie das Forschungsteam erklärt. Selbst unter den Asiatischen Elefanten wurden die hochfrequenten Laute nicht bei jedem Tier beobachtet. Möglicherweise, so mutmaßen die Wissenschaftler, müssen auch die Elefanten diese Methode der Lauterzeugung erst lernen. (BMC Biology, 2021; doi: 10.1186/s12915-021-01026-z)
Quelle: Universität Wien