Schwülheißes Wetter mit Temperaturen über 34 Grad: Für die Olympia-Teilnehmer in Tokio sind die Bedingungen alles andere als optimal. Ursache für diese Hitze ist neben den durch den Klimawandel gestiegenen Sommertemperaturen auch die Wirkung des Ballungsraums selbst: Asphalt, Beton und die Abwärme der Klimaanlagen heizen die Millionenmetropole zusätzlich auf, wie diese Infrarot-Aufnahme zeigt.
Die mit dem Klimawandel zunehmenden Hitzewellen treffen die Ballungsräume und Großstädte am härtesten, wie viele Studien belegen. Während Grünflächen und Wälder sich nach Sonnenuntergang schnell wieder abkühlen, bleibt es in der Stadt auch nachts oft tropisch heiß. Der Grund dafür ist der urbane Wärmeinsel-Effekt: Weil Materialien wie Beton und Asphalt die tagsüber einstrahlende Hitze stärker aufnehmen und speichern als die Vegetation, strahlen sie auch nachts weiter Hitze ab. Dadurch können Städte bis zu zehn Grad wärmer sein als ihr Umland.
Tokio leidet unter dem Wärmeinsel-Effekt…
Diese Effekt sieht man auch auf dieser Infrarot-Aufnahme der japanischen Hauptstadt Tokio: Der thermische Infrarotsensor und der Operational Land Imager des Satelliten Landsat 8 haben die Wärmestrahlung eingefangen, die von der Erdoberfläche in und um die Millionenstadt ausgeht. Die Aufnahme stammt zwar aus dem August 2019, bildet aber die gleiche Wetterlage und ähnliche Temperaturverhältnisse ab, wie sie momentan in Tokio herrschen, wie die NASA erklärt.
Kühlere Gebiete erscheinen in der Aufnahme weiß bis gelb, heißere dagegen orange und rot. Die blaue Fläche am oberen Bildrand ist eine Wolke. Deutlich ist zu erkennen, dass die Temperaturen im dicht bebauten Stadtzentrum höher sind als direkt an der Küste oder im dünner besiedelten Umland. Die Sportstätten vieler olympischer Wettbewerbe, darunter auch das Olympiastadion, liegen im wärmsten, dichtesten Teil der Stadt, links unterhalb der Bildmitte. Immerhin kann das olympische Dorf von seiner Lage auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokio profitieren – zumindest dort weht eine kühlere Meeresbrise.
…und dem Beitrag des Klimawandels
Zwar waren die Sommer in Tokio schon immer schwül-warm. Messdaten belegen aber, dass sich die Hitzebelastung im Zuge des Klimawandels noch weiter verschärft hat: Seit den letzten Olympischen Spielen in der Stadt im Jahr 1964 sind die Temperaturen um 1,5 Grad angestiegen, seit dem Jahr 1900 sogar um 2,86 Grad. Dieser Anstieg liegt um das Dreifache über dem globalen Durchschnitt.
Meteorologische Daten zeigen auch, dass sich die Häufigkeit extrem schwüler Hitzewellen in Tokio seit 1979 verdoppelt hat. Die aktuelle Hitzewelle könnte die diesjährigen Sommerspiele zu den heißesten Olympischen Spielen der letzten Jahrzehnte machen, wie die NASA berichtet. Das allerdings wäre vermeidbar gewesen: Schon im Jahr 1964 hat man die Spiele wegen der Sommerhitze auf den Oktober verlegt. Wegen der ohnehin schon einjährigen Verzögerung durch die Corona-Pandemie entschieden sich Organisatoren und IOC aber dagegen.
Quelle: NASA Earth Observatory