Viele wildlebende Schwämme haben wenig mit dem uns bekannten Bade- oder Küchenschwamm gemeinsam: Sie sind nicht flexibel, sondern besitzen ein hartes Skelett, das sich aus vielen kleinen Elementen, den sogenannten Spicula, zusammensetzt. Diese bestehen entweder aus Calciumcarbonat oder Siliziumdioxid und sorgen dafür, dass die Tiere äußerst widerstandsfähig sind. Bei Schwämmen, die zur Klasse der Hornkieselschwämme gehören, ist jedoch noch ein anderer Stoff für den Skelettbau verantwortlich.
Die Rede ist von Spongin – einer kollagenartigen Faser, die deutlich flexibler als die Spicula ist. In manchen Schwämmen bilden die beiden Bauteile gemeinsam das Skelett, bei der Gruppe der Hornschwämme kommen allerdings ausschließlich Sponginfasern zum Einsatz. Das macht sie als Nutz- und Badeschwämme besonders attraktiv.
Das wussten auch schon die alten Griechen. Sie fingen ab circa 2500 vor Christus an, Schwämme in größeren Mengen vom Meeresgrund zu ernten. Archäologische Funde in Ostasien und im Arabischen Meer belegen, dass dort sogar schon um das Jahr 4500 vor Christus nach Schwämmen getaucht wurde. In Griechenland kamen damals sogar teilweise schon Tauchglocken zum Einsatz, auch wenn die meisten Tauchgänge Apnoe durchgeführt wurden.
Badeschwamm-Boom
Wie vieles ging die Tauchglocken-Technik aber im Mittelalter verloren. Erst durch die Erfindung des Taucherhelms um das Jahr 1840 waren wieder längere Tauchgänge möglich. Mit seiner Hilfe boomte die Schwammindustrie im 19. und 20. Jahrhundert. Besonders im Mittelmeerraum und in der Karibik waren die Schwammtaucher nicht mehr wegzudenken. Über Generationen hinweg verdienten ganze Inselgruppen ihren Lebensunterhalt nur mithilfe von Hornschwämmen.
Das Schwammtauchen war übrigens alles andere als eine Freizeitaktivität. Die Arbeiter waren teilweise über acht Stunden am Stück unter Wasser und nicht wenige erlitten dabei schwerwiegende Verletzungen. Besonders die Taucherkrankheit, die durch zu schnelles Auftauchen hervorgerufen wird, trat in der Berufsgruppe der Schwammtaucher häufig auf. Gerätetaucher waren in dieser Hinsicht nochmal deutlich gefährdeter als solche, die die Schwämme Apnoe an die Wasseroberfläche holten.
Großer Bedarf an Schwammprodukten
Direkt nach der Ernte wurden die Schwämme gereinigt und zum Trocknen aufgehängt. In festen, zugeschnittenen Größen konnten sie dann an den Endverbraucher verkauft werden – und diese gab es zur Genüge. Die Tiere kamen neben den bekannteren Anwendungsgebieten als Putz- und Badeschwamm unter anderem auch als Filter zum Einsatz oder dienten als Polster für Ritterrüstungen.
Der enorme Bedarf an Schwammprodukten sorgte mancherorts für eine enorme Überfischung der Meeresbewohner. Dadurch trieben die Fischer nicht nur die Schwämme, sondern auch ihre eigene Lebensgrundlage an den Rand der Existenz. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden die Naturschwämme dann immer weiter durch Kunststoffprodukte ersetzt, die deutlich günstiger herzustellen sind. Durch die Abkehr von Plastikprodukten werden Naturschwämme heutzutage wieder attraktiver. Sie stammen mittlerweile jedoch meist aus kultivierten Züchtungen und nicht mehr aus dem offenen Ozean.