Die Corona-Pandemie im Jahr 2020 hat den Bürgerinnen und Bürgern des Landes viel abverlangt. Teilweise geschlossene Geschäfte und Betriebe, Kurzarbeit, aber vor allem die geschlossenen Schulen oder Wechselunterreicht bereiteten im letzten Jahr zahlreiche Probleme. Von den pandemiebedingten Lernlücken sind laut der ständigen wissenschaftlichen Kommission (Stäwiko) etwa 15,3 Millionen Kinder betroffen. Die Lücken sollen mit Nachhilfeunterricht von vielen verschiedenen Anbietern wieder geschlossen werden.
Das Geschäft mit der Nachhilfe im Internet floriert
Schülerinnen und Schüler haben in den letzten 20 Monaten im Distanz- und Wechselunterricht jede Menge Stoff in allen Schulfächern versäumt. Diese Lernlücken versuchen viele Eltern bei ihren Kindern mit Online Nachhilfe zu schließen. Das Geschäft mit dem zusätzlichen Unterricht über das Internet floriert. Langfristige Studien über Lernerfolge in den Kernfächern liegen allerdings noch nicht vor. Sicher ist allerdings, dass die Nachhilfelehrer in den einzelnen Fächern wie Deutsch, Englisch, Mathematik und Erdkunde ausreichend zu tun haben. Selbst in den Ferien der Kinder sind zahlreiche Kurse auf einigen bekannten Portalen nahezu ausgebucht. Die Skepsis, die für die Nachhilfe aus dem Internet bis dahin bestand, ist nahezu verschwunden.
Finanziell schlechter gestellte Familien könnten auf der Strecke bleiben
Sicher ist auf jeden Fall, dass der zusätzliche Unterricht viel Geld kostet. Die Kosten sind mit normalem Nachhilfeunterricht vergleichbar und liegen pro Stunde bei etwa 20 Euro. Professionelle Lehrer, die diese Art des zusätzlichen Unterrichts anbieten, verlangen oftmals auch bis zu 30 Euro für eine Einheit. Die Versprechen der Anbieter sind groß und garantieren oftmals große Lernerfolge, die preiswert und unverbindlich sind. Da sich die Onlineanbieter für ihre Tätigkeit nicht zertifizieren müssen, ist es schwierig, die Qualität und den Lernerfolg zu messen. Experten sehen aber ein zusätzliches Problem. Finanziell schlechter gestellte Familien können sich die horrenden Kosten für die Nachhilfe aus dem Internet nicht oder nur selten leisten. Durch die hohen Kosten für den zusätzlichen Unterricht können daher auch soziale Ungerechtigkeiten entstehen.
Der Staat bietet bei der Nachhilfe finanzielle Hilfe an
Für mehr Gerechtigkeit könnte das im Frühjahr vom Bildungsministerium angekündigte Nachhilfeprogramm sorgen. Starten sollte das vom Bund finanzierte Programm vom Bund schon im neuen Schuljahr 2021. Das Ministerium um die Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte für dieses Vorhaben bis zu 2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Durch diese Maßnahmen könnten die Schulen in den verschiedenen Fächern, zum Beispiel durch zusätzlichen Nachmittagsunterricht oder digitale Nachhilfe in den Lernprozess der Kinder und Jugendlichen einbezogen werden, ohne dass eine private Finanzierung der Eltern nötig wäre. Damit die zusätzlichen Nachhilfestunden angeboten werden können, ist jede Menge zusätzliches Personal nötig. Eine Kooperation mit Stiftungen, Initiativen, Vereinen, Volkshochschulen und kommerziellen Nachhilfeanbietern außerhalb der Schulen ist daher essenziell. Zusätzlich könnten auch pensionierte Lehrkräfte und Lehramtsstudierende für dieses Nachhilfeprogramm des Staats eingesetzt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den kommerziellen Nachhilfeinstituten. Sie könnten bei der Nachhilfe eine Schlüsselrolle übernehmen, weil sie jetzt schon über die nötigen Kapazitäten, Infrastruktur und Ressourcen verfügen.