Monstervogel: Wissenschaftler haben in Neuseeland die fossilen Knochen eines Riesenpinguins gefunden. Der 57 Millionen Jahre alte „Kumimanu fordycei“ wog Hochrechnungen zufolge mehr als 150 Kilogramm und war damit dreimal so groß wie heute lebende Kaiserpinguine. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Kumimanu der größte Pinguin aller Zeiten gewesen sein könnte. Der Riesenwuchs half ihm vermutlich dabei, sich warmzuhalten und selbst in tiefen Gewässern Nahrung zu finden.
Schon wenige Millionen Jahre nach dem Aussterben der Dinosaurier hatte sich Neuseeland zu einem Hotspot für Riesenpinguine entwickelt, wie Fossilfunde aus den letzten Jahren gezeigt haben. Manche dieser Arten waren mit einer Körperhöhe von rund 1,60 Metern sogar so groß wie ein kleiner Mensch. Zum Vergleich: Der größte Pinguin unserer Zeit, der Kaiserpinguin, wird „nur“ 1,20 Meter hoch und ist damit unter den heutigen Pinguinen bereits die absolute Ausnahme.
Ein „Monstervogel“ aus dem Strandfelsen
Nun haben Forschende um Daniel Ksepka vom Bruce Museum in Connecticut einen wahren Titanen unter den Pinguinen entdeckt, der sowohl heutige als auch ausgestorbene Frackträger deutlich in den Schatten stellt. Die fossilen Überreste des „Kumimanu fordycei“ getauften Vogels hatten in Strandfelsen in Nord-Ortago auf der Südinsel Neuseelands geschlummert. Das 59,5 bis 55,5 Millionen Jahre alte Skelett ist allerdings nicht vollständig erhalten. Die Wissenschaftler fanden lediglich einen Halswirbel, Teile des Schulterblattes, einen Oberarmknochen und Teile der Beine.
Mithilfe einer speziellen Formel konnte das Forschungsteam aus der Länge des Oberarmknochens das Gewicht des Urzeit-Vogels errechnen. Demzufolge war der Pinguin 154 Kilogramm schwer. Das bedeutet: „Unsere neue Art, Kumimanu fordycei, ist der größte fossile Pinguin, der je entdeckt wurde“, erklärt Ksepkas Kollege Daniel Field. Zum Vergleich: Kaiserpinguine bringen gerade einmal zwischen 22 und 45 Kilogramm auf die Waage. Der Name „Kumimanu“, was auch auf Maori so viel wie Monstervogel bedeutet, ist also äußerst treffend.
Riesenwuchs erschloss neue Nahrungsquellen
Kumimanu hat die Jahrmillionen aber nicht allein in den neuseeländischen Strandfelsen überdauert. Offenbar leistete ihm dabei ein weiterer bislang unbekannter Verwandter Gesellschaft, den die Forschenden ebenfalls aus dem Fels freilegten. Der „Petradyptes stonehousei“ getaufte Pinguin war mit einem Gewicht von 50 Kilogramm zwar deutlich leichter als Kumimanu, im Vergleich zu heutigen Pinguinen allerdings immer noch groß. Doch warum waren sie beide und die anderen Pinguine ihrer Zeit solche Riesen?
„Größe bringt viele Vorteile mit sich“, erklärt Ksepka. „Ein größerer Pinguin konnte größere Beutetiere fangen und, was noch wichtiger ist, er konnte seine Körpertemperatur in kalten Gewässern besser aufrechterhalten.“ Dadurch konnten die Tiere in tieferen und kälteren Gewässern jagen als heutige Pinguine. Der Riesenwuchs hat den Tieren womöglich auch das Reisen zwischen den Kontinenten erleichtert. „Es ist möglich, dass die Überwindung der 45-Kilogramm-Grenze es den ersten Pinguinen ermöglichte, sich von Neuseeland aus in andere Teile der Welt zu verbreiten“, berichtet Ksepka.
Robben verdrängten die Riesenpinguine
Aber wenn sie doch einst so erfolgreich waren, wo sind die Riesenpinguine dann heute? Wahrscheinlich konnten sie der zunehmenden Konkurrenz durch Flossenfüßer wie Robben nicht standhalten, vermutet das Forschungsteam. „Eine bevorzugte Hypothese ist, dass der Raubdruck oder der Wettbewerb mit Flossenfüßern um Nahrung und Brutplätze zum selektiven Aussterben der sehr großen Arten führte, während kleinere Pinguine ab dem Miozän gediehen“, heißt es in der Studie. (Journal of Paleontology, 2023; doi: 10.1017/jpa.2022.88)
Quelle: University of Cambridge