Klima

Klimawandel: So teuer wird es

Einbußen von mindestens 19 Prozent des globalen Wirtschaftseinkommens stehen schon jetzt fest

Klima und Wirtschaft
Die Klimafolgen durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschläge werden die Weltwirtschaft in den nächsten 26 Jahren mindestens 38 Billionen US-Dollar kosten – diese Kosten sind schon jetzt unabänderlich. © bluebay2014/ iStock

Schon jetzt unvermeidbar: In den nächsten 26 Jahren wird die Weltwirtschaft mindestens 38 Billionen US-Dollar für Klimafolgekosten ausgeben müssen – allein durch die bis jetzt verursachten Änderungen der Temperaturen und Niederschläge, wie eine Studie in „Nature“ aufzeigt. Für die Weltwirtschaft bedeutet dies mindestens 19 Prozent Einbußen bis 2050. Gelingt es nicht, den Klimawandel zu stoppen, könnten die globalen ökonomischen Einbußen auf bis zu 60 Prozent steigen, warnt das Forschungsteam.

Klimaschutz ist teuer und erfordert einiges an Investitionen und Veränderungen, das ist schon jetzt in vielen Branchen zu spüren. Doch die Alternative – Nichtstun – ist ebenfalls wenig attraktiv. Die zunehmenden Schäden durch steigende Temperaturen sowie Wetterextreme wie Fluten, Stürme oder Dürren demonstrieren, welche Folgen ein ungebremster Klimawandel für Mensch, Natur und auch die Weltwirtschaft hätte. Betroffen wären nicht nur einzelne Regionen, sondern auch essenzielle Infrastrukturen für die Energieversorgung, Nahrungsmittelproduktion und den Welthandel.

Einbußen für die Weltwirtschaft
Die globalen Einbußen durch Klimafolgen sind bis 2050 deutlich höher als die Kosten für effektiven Klimaschutz. © Maximilian Kotz

Wie teuer wird es?

Doch wie teuer kommen uns die Klimafolgen zu stehen? Und sind diese Kosten wirklich höher als das Geld, das für schnellen und drastischen Klimaschutz ausgegeben werden muss? Diese Frage haben nun Maximilian Kotz und seine Kollegen vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) genauer untersucht. Für ihre Studie werteten sie 40 Jahre der Daten zu lokalen Temperaturen, Niederschlägen und Wirtschaftsfaktoren für mehr als 1.600 Regionen weltweit aus.

Anhand dieser Daten ermittelte das Team, in welchem Maße und wie lange Temperatur- und Niederschlagsänderungen die örtlichen Ökonomien beeinflusst haben. Diese Ergebnisse bildeten wiederum die Basis für eine Modellsimulation, in der die Forschenden die Entwicklung der nächsten 26 Jahre bis zum Jahr 2050 prognostizierten. Sie zeigen, wie sich die schon jetzt unvermeidbaren, weil durch vergangene Emissionen erzeugten Klimafolgen auf die Weltwirtschaft auswirken werden.

38 Billionen US-Dollar in den nächsten 26 Jahren

Das Ergebnis: Egal, wie gut oder schlecht der Klimaschutz in den nächsten Jahren läuft – die Weltwirtschaft wird schon durch die bis jetzt verursachten Klimaänderungen erheblich Schaden nehmen. Schon jetzt sind Kosten von mindestens 38 Billionen US-Dollar – umgerechnet rund 35 Billionen Euro – bis zum Jahr 2050 unvermeidbar. „Unabhängig von der künftigen Emissionsentwicklung wird die Weltwirtschaft Einbußen von 19 Prozent in den nächsten 26 Jahren erleiden“, berichten die Forschenden.

„Unsere Analyse zeigt, dass der Klimawandel in fast allen Ländern der Welt – auch in hochentwickelten wie Deutschland, Frankreich und den USA – innerhalb der nächsten 25 Jahre massive wirtschaftliche Schäden verursachen wird“, sagt Seniorautorin Leonie Wenz vom PIK. „Diese kurzfristigen Schäden sind das Ergebnis unserer früheren Emissionen. Wir werden mehr Anpassungsbemühungen benötigen, wenn wir zumindest einige von ihnen vermeiden wollen.“

Klimakosten nach Region
Ökonomische Einbußen nach Regionen: Tropische Länder sind stärker betroffen, aber auch die reichen Industrieländer werden die Folgen spüren. © Maximilian Kotz

Sechsmal teuer als der Klimaschutz

Das bedeutet: Schon jetzt sind die vom Klimawandel verursachten Kosten weit höher als die für einen effektiven Klimaschutz nötigen Ausgaben: „Die Schäden übertreffen die für das Zwei-Grad-Klimaschutzziel nötigen Kosten schon in diesem kurzen Zeitrahmen um das Sechsfache“, berichtet das Team. Das unterstreiche die Notwendigkeit eines sofortigen Handelns – schon allein aus wirtschaftlichen Gründen.

„Wir müssen unsere Emissionen drastisch und sofort reduzieren – wenn nicht, werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch größer werden und bis 2100 bis zu 60 Prozent des globalen Durchschnitts betragen“, sagt Wenz. „Dies zeigt deutlich, dass der Schutz unseres Klimas viel billiger ist als das Nichtstun – und das selbst ohne Berücksichtigung nicht-wirtschaftlicher Auswirkungen wie dem Verlust von Leben oder der Biodiversität.“

Wahre Kosten noch deutlich unterschätzt

Hinzu kommt, dass diese Prognosen die wahren ökonomischen Auswirkungen eher unterschätzen, wie das Team betont: „Obwohl wir mehrere Klimakomponenten erfasst haben, für die wirtschaftliche Auswirkungen bekannt sind, ist unser Abschätzung nicht vollständig“, schreiben Kotz und seine Kollegen. „Wichtige Effekt wie die Folgen von Hitzewellen, dem Meeresspiegelanstieg, tropischen Zyklonen und Kipppunkten sind nicht berücksichtigt. Auch nicht-marktwirtschaftliche Effekte wie diejenigen auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit fehlen.“

Auch wenn alle Regionen von den Klimafolgen und den dadurch entstehenden Kosten betroffen sind, gibt es regionale Unterschiede: „Unsere Studie unterstreicht die erhebliche Ungerechtigkeit der Klimaauswirkungen: Wir finden Schäden fast überall, aber Länder in den Tropen werden am stärksten leiden, weil sie bereits wärmer sind. Weitere Temperaturerhöhungen werden daher dort am schädlichsten sein“, erklärt PIK-Koautor Anders Levermann. Diese Länder seien auch diejenigen mit den geringsten Ressourcen, um sich an die Auswirkungen anzupassen.

„Es liegt an uns zu entscheiden: Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist notwendig für unsere Sicherheit und wird uns Geld sparen“, so Levermann weiter. „Auf dem Weg, auf dem wir uns derzeit befinden, wird es zu katastrophalen Folgen kommen.“ (Nature, 2024; doi: 10.1038/s41586-024-07219-0)

Quelle: Nature, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

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