Klima

Tourismus: Verheerende Klimabilanz

Urlaubsbranche ist für acht Prozent des globalen CO2-Fußabdrucks verantwortlich

Koffer packen und los geht's in die Ferne: Unsere Reiselust schadet dem Planeten. © Romolo Tavani/ iStock.com

Klimakiller Urlaub: Der Tourismus hinterlässt auf unserem Planeten einen größeren Fußabdruck als bisher gedacht. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher, die die von der Branche verursachten Treibhausgasemissionen so genau wie nie zuvor ermittelt haben – von der Anreise bis zum Souvenirkauf. Demnach sind Tourismusaktivitäten inzwischen für stolze acht Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Flugreisen schlagen dabei besonders negativ zu Buche.

Ob Flugreisen, Kleiderkauf oder genussvolles Essen: Fast alles, was wir tun, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck – auch im Urlaub. Dass der Tourismus einen erheblichen Beitrag zu den weltweiten CO2-Emissionen leistet, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch wie groß ist dieser durch unsere Reisen hinterlassene Fußabdruck wirklich?

Bisherige Schätzungen gingen davon aus, dass die Tourismusbranche für zwei bis drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Doch viele Faktoren sind bei diesen Berechnungen noch gar nicht berücksichtigt, wie Manfred Lenzen von der University of Sydney und seine Kollegen berichten. Sie haben daher nun eine genauere Schätzung angestellt – mit erschreckendem Ergebnis.

Emissionen steigen

„Unsere Analyse schaut sich zum ersten Mal die wahren Kosten des Tourismus an – von der Anreise bis hin zu Restaurantbesuchen und Souvenirkäufen“, sagt Lenzens Kollegin Arunima Malik. Konkret untersuchten die Forscher dafür die tourismusbezogenen Emissionen von 160 Ländern und berechneten deren CO2-Fußabdruck – einmal in der Rolle als Herkunftsland und einmal in der Rolle als Zielland. Dabei quantifizierten sie den Effekt unzähliger Prozessketten.

Die Auswertung ergab: Zwischen 2009 und 2013 sind die vom Tourismus verursachten Treibhausgasemissionen von 3,9 auf 4,5 Gigatonnen CO2-Äquivalente angestiegen. Das bedeutet, dass die Branche inzwischen für rund acht Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist – das ist viermal mehr als bisher angenommen.

Negativfaktor Flugreise

Wie erwartet schlagen Flugreisen in diesem Zusammenhang besonders kräftig zu Buche. Doch auch das Einkaufsverhalten und im Urlaub verzehrte Lebensmittel spielen eine bedeutende Rolle, wie die Wissenschaftler berichten. Ein Großteil der Emissionen werde dabei durch Touristen aus einkommensstarken Ländern und einkommensstarke Länder als Reiseziele verursacht.

Überdurchschnittlich groß ist dem Team zufolge der pro-Kopf-Fußabdruck von einigen kleinen, als Urlaubsparadiesen beliebten Inseln wie den Malediven. Denn sie beheimaten wenige Bewohner, ziehen als Reisedestination aber viele internationale Touristen an. Insgesamt sind laut den Berechnungen US-amerikanische Urlauber für den größten Teil aller tourismusbezogenen Emissionen verantwortlich.

Jeder kann den Unterschied machen

Dass der ökologische Fußabdruck der Branche trotz des steigenden Umweltbewusstseins in vielen Ländern weltweit größer geworden ist, führen Lenzen und seine Kollegen auf den zunehmenden Wohlstand zurück: Immer mehr Menschen können sich Fern- und Luxusreisen leisten. „Die Bemühungen, Reisen weniger Emissions-intensiv zu machen, konnten den wachsenden Fußabdruck bisher nicht verkleinern“, so ihr Fazit.

Was also tun? „Der Tourismus wächst schneller als viele andere Wirtschaftszweige. Die internationale Gemeinschaft könnte daher in Betracht ziehen, die Branche in Zukunft über bestimmte Vereinbarungen in Verträge wie das Pariser Klimaabkommen miteinzuschließen“, schlägt Mitautorin Ya-Yen Sun von der Cheng Kung University in Taiwan vor.

Doch auch jeder einzelne Tourist kann einen Unterschied machen, wie die Forscher betonen. Ihre prägnante Empfehlung: Weniger fliegen und mehr bezahlen – zum Beispiel für die Unterstützung von Klimaprojekten, um die durch den Urlaub produzierten Treibhausgase wieder auszugleichen. Das geht bei vielen Flugbuchungen ganz einfach mit einem Klick auf einen entsprechenden Button. (Nature Climate Change, 2018; doi: 10.1038/s41558-018-0141-x)

(Nature Press/ University of Sydney, 08.05.2018 – DAL)

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