Fatale Verschiebung: Die Lage im Nahen Osten könnte künftig noch schlimmer werden. Denn die für die Wasserversorgung so wichtige winterliche Regenzeit wird durch den Klimawandel immer kürzer. Bis 2100 könnte sich die Dauer des Winters von sechs auf nur noch drei Monate halbieren. Der trockene und heiße Sommer wäre dagegen zwei Monate länger als jetzt – wenn der Klimawandel ungebremst so weitergeht.
Der Nahe Osten hat schon jetzt immer wieder mit Wassermangel und Dürren zu kämpfen. Im einst so fruchtbaren Halbmond grassiert seit Jahren eine schwere Dürreperiode. Sie gilt als Mitauslöser des Bürgerkriegs in Syrien. Klimaforscher prognostizieren zudem ein Anhalten der Trockenheit und eine Zunahme der Hitze, die Teile der Region unbewohnbar machen könnte.
Zwei Monate weniger Regen
Eine weitere Hiobsbotschaft haben nun Assaf Hochman von der Universität Tel Aviv und seine Kollegen aufgedeckt. Für ihre Studie haben sie untersucht, wie sich die Jahreszeiten im Nahen Osten durch den Einfluss des Klimawandels bis 2100 verändern werden. Bisher dauert der durch Hitze und Trockenheit gekennzeichnete Sommer dort rund vier Monate, der für seinen Regen wichtige Winter dagegen rund sechs Monate.
Doch das wird sich ändern: Hält der Klimawandel nahezu unvermindert an, dann könnte schon Mitte dieses Jahrhunderts der Sommer um rund ein Viertel länger dauern. Hitze und Dürre würden dann einen Monat länger anhalten als bisher. Bis 2100 könnte sich die Dauer des Sommers sogar um knapp 50 Prozent verlängern – von jetzt vier auf sechs Monate. Die winterliche Regenzeit würde dagegen um 56 Prozent kürzer werden.
Wassermangel droht
„Die Ergebnisse sind beunruhigend“, sagt Hochman. „Denn die Kombination einer kürzeren Regensaison mit einer längeren Trockenzeit könnte für Israel und seine Nachbarländer ein großes Problem in der Wasserversorgung verursachen.“ Die Auswertungen ergaben zudem, dass selbst bei einem nur gemäßigten Klimawandel – dem RCP4.5-Szenario des Weltklimarats IPCC – die Regenzeit kürzer und der Sommer länger werden, wenn auch nicht so stark.
Für die Bewohner des Nahe Ostens bedeutet dies: Ihre ohnehin durch Krieg und Konflikte schwierige Situation wird durch den Klimawandel noch verschlimmert. Denn wenn es künftig an Wasser fehlt, bleibt kaum eine Möglichkeit zum Wiederaufbau oder zu einer tragfähigen Landwirtschaft. „Die jetzt prognostizierten Veränderungen werden unser Laben signifikant beeinflussen“, warnt Hochman. „Sie verringern und degradieren unsere Wasserreserven, erhöhen das Risiko für Brände, verschlimmern Umweltschäden und verändern das Timing von saisonalen Krankheiten und anderen Gesundheitsrisiken.“
Diese Entwicklung hätte auch für Europa und die angrenzenden Gebiete ernste Folgen. Weil viele Menschen im Nahen Osten keine Existenzgrundlage mehr finden, könnte sich auch die Zahl der Flüchtlinge deutlich erhöhen. (International Journal of Climatology, 2018; doi: 10.1002/joc.5448)
(American Friends of Tel Aviv University, 19.03.2018 – NPO)