Medizin

Impfung gegen Heroin rückt näher

Vakzin mit verbesserter Formel erweist sich als wirksam und stabil

Gibt es bald einen Impfstoff gegen Heroin? © Don Stevenson/ iStock.com

Immun gegen das Rauschgift: Beim Entzug könnte Heroinsüchtigen künftig ein Impfstoff helfen. Eine optimierte Formel des bereits seit Längerem erprobten Mittels hat sich in Tests mit Nagern nun nicht nur als wirksam und sicher erwiesen. Die Wirkstoffkombination bleibt auch bei Raumtemperatur stabil und kann daher ohne Probleme transportiert und gelagert werden – ein wichtiger Schritt hin zu einer möglichen Zulassung des Vakzins.

Heroin ist eine tückische Droge: Das Opiumderivat führt schnell in die körperliche und psychische Abhängigkeit und macht es Süchtigen schwer, von dem Rauschgift loszukommen. Schon länger suchen Forscher daher nach Mitteln, die den Entzug und vor allem das „Cleanbleiben“ erleichtern könnten. Erste Erfolge haben sie dabei mit einem Impfstoff gegen Heroin erzielt.

Das Mittel funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Schutzimpfungen gegen Krankheitserreger: Durch den Kontakt mit einer unwirksamen, abgeschwächten Version des Heroins „lernt“ das Immunsystem, die Droge als Eindringling zu erkennen. Als Reaktion darauf produziert das körpereigene Abwehrsystem spezifische Antikörper. Diese binden an die Heroinmoleküle und verhindern, dass sie ins Gehirn gelangen – das typische „High“ bleibt aus.

Welche ist die beste Kombination?

Zuletzt zeigten Tests mit Mäusen und Affen, dass das Vakzin tatsächlich wirksam ist. Nun ist Candy Hwang vom Scripps Research Institute und ihren Kollegen ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer möglichen Zulassung des Mittels gelungen. Sie erprobten unterschiedliche Impfstoffzusammensetzungen, um das Vakzin weiter zu optimieren und fit für den Einsatz in der Praxis zu machen.

Wie andere Impfstoffe auch besteht das Anti-Heroin-Vakzin nicht nur aus dem abgeschwächten Heroinmolekül, sondern zusätzlich aus einem Trägerprotein sowie einem sogenannten Adjuvans. Diese Bestandteile sorgen dafür, dass das Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt wird und der Impfstoff effektiver wirkt. Doch welche Moleküle sind im Falle der Heroinimpfung am besten für diesen Zweck geeignet?

Wirksam und stabil

Auf der Suche nach einer Antwort testete das Team insgesamt zwanzig Trägerprotein-Adjuvans-Kombinationen. „Unser Ziel war es, ein Mittel zu entwickeln, das in klinischen Studien untersucht werden kann. Wir suchten also nach einer Zusammensetzung, die möglichst gut wirkt und gleichzeitig so stabil ist, dass sie ohne Probleme transportiert und gelagert werden kann“, sagt Hwang.

Als Sieger ging schließlich eine Impfstoffformel mit dem Trägerprotein Tetanustoxoid hervor. Als ideale Adjuvantien erwiesen sich ein synthetisches DNA-Oligonukleotid namens CpG-ODN sowie Alaun. Mittel mit dieser Zusammensetzung waren bei Versuchen mit Nagern wirksam und sicher. Außerdem blieben sie bei Raumtemperatur mindestens 30 Tage lang stabil und ließen sich sowohl in Pulverform als auch als Flüssigkeit herstellen.

Zulassung in Sicht?

Ein Glücksfall ist, dass die nun identifizierte Kombination ausschließlich Komponenten enthält, die sich bereits in Studien bewährt haben oder schon in anderen Anwendungen zugelassen sind. So wird Alaun beispielsweise in Impfstoffen gegen Hepatitis A und Tetanus als Adjuvans eingesetzt – und das schon fast unverändert seit den 1920er Jahren.

Sicher, wirksam, stabil und mit altbewährten Komponenten: Diese Argumente sprechen den Forschern zufolge dafür, dass der Impfstoff schon bald am Menschen erprobt und schließlich zugelassen werden kann. Sie suchen nun bereits nach einem Hersteller, der das Mittel im großen Stil produziert. „Wir glauben, dass die Heroinimpfung eine unglaubliche Hilfe für Menschen sein wird, die immer wieder erfolglos einen Entzug versuchen“, schließt Hwang. (Molecular Pharmaceutics, 2018; doi: 10.1021/acs.molpharmaceut.7b00933)

(The Scripps Research Institute, 15.02.2018 – DAL)

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