300 Millionen kosmische Objekte: Astronomen haben die bisher umfassendste Karte des Südhimmels erstellt und online zugänglich gemacht. Mehr als 700.000 Aufnahmen von fast 300 Millionen Sternen, Galaxien und anderen kosmischen Objekten können damit nun von Forschern in aller Welt durchsucht werden. Dank der hohen Auflösung und spezieller Filter könnten diese Daten vielleicht sogar dabei helfen, den hypothetischen neunten Planeten im Sonnensystem zu finden.
Bei der Suche nach neuen Exoplaneten, unbekannten Sternen oder exotischen kosmischen Objekten sind Astronomen auf möglichst gute Teleskop-Aufnahmen und Daten angewiesen. Je hochaufgelöster eine Himmelsdurchmusterung dabei ist und je lichtschwächer die Objekte, die noch abgebildet werden können, desto größer ist die Chance auf spannende Entdeckungen und neue Erkenntnisse.
Von UV bis Infrarot
Neue Chancen auf Entdeckungen eröffnet jetzt die bisher beste Karte des Südhimmels, die je veröffentlicht wurde. Für sie haben Astronomen des SkyMapper-Projekts in den letzten Jahren den von der Südhemisphäre der Erde aus sichtbaren Nachthimmel mit dem 1,3 Meter Teleskop des australischen Siding Spring Observatoriums durchmustert.
Das Teleskop besitzt eine Kamera mit einer Auflösung von 270 Megapixeln und kann damit einen Wellenlängenbereich vom Ultraviolett bis ins Infrarot abbilden. „Die speziellen Filter des SkyMapper reichen damit weit über das hinaus, was das menschliche Auge sehen kann“, erklärt Christopher Onken von der Australian National University (ANU). Alle Stellen des Himmels werden mehrfach sowohl mit kurzer als auch langer Belichtungszeit anvisiert.
Der Südhimmel – so genau wie nie zuvor
Jetzt haben die Astronomen eine erste Karte dieser Himmelsdurchmusterung erstellt. Obwohl das Projekt noch nicht abgeschlossen ist, sind diese Daten die bisher detailreichsten und genauesten für den Südhimmel. Sie umfassen rund 700.000 Teleskopaufnahmen mit fast 300 Millionen Sternen und Galaxien. Die gesamte Datenmenge ist 18 Terabyte groß.
„Die Karte des Südhimmels ist die beste, die je erstellt wurde, aber sie ist erst der Anfang eines Fünfjahres-Programms“, sagt Christian Wolf von der ANU. In dieser Zeit soll das Teleskop jede Stelle des Südhimmels 36 Mal abgetastet haben. „Die endgültige Karte wird Sterne und Galaxien zeigen, die noch 50 Mal lichtschwächer sind als auf der jetzigen Karte“, so Wolf.
Hilfe bei der Suche nach „Planet 9“
Die Astronomen haben die neue Karte und alle Rohdaten auf einer speziellen Plattform frei zugänglich online gestellt. Sie hoffen, dass die Auswertung dieser Daten durch Astronomen weltweit neue Entdeckungen hervorbringen wird. „Vor allem die in diesen Daten enthaltenen Farbinformationen sind bei der Suche nach astronomischen ‚Nadeln im Heuhaufen‘ entscheidend wichtig“, erklärt Onken.
Eine Hoffnung der Forscher: Neben bisher unbekannten Asteroiden, Sternen und anderen kosmischen Objekten könnte die Himmelskarte vielleicht dabei helfen, den rätselhaften Planet 9 aufzuspüren. Denn bisher gibt es zwar einige mögliche Indizien dafür, dass ein solcher neunter Planet unseres Sonnensystems existieren könnte. Doch solange er nicht direkt gesichtet wird, bleibt er rein hypothetisch.
Um die Suche nach Planet 9 voranzutreiben, hat die NASA bereits Anfang 2017 das Citizen-Science-Projekt Backyard Worlds: Planet 9 dazu lanciert. In diesem können Laien mithelfen, die Daten des Infrarot-Weltraumteleskops WISE nach verdächtigen Lichtpunkten zu durchsuchen. Mit den online zugänglichen Aufnahmen des SkyMapper-Projekts erweiterr sich das Suchfeld.
(Australian National University, 18.12.2017 – NPO)