Klänge als rosarote Brille: Hören Frauen Musik, empfinden sie Männer als attraktiver und sind eher bereit für ein Date. Dabei ist der Effekt umso stärker, je erregender und komplexer die Klänge sind. Das zeigt ein Experiment. Musik scheint demnach auch bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle spielen zu können – allerdings nur beim weiblichen Geschlecht. Männer sind gegen die Wirkung der Musik offenbar immun.
Musik ist Teil jeder Kultur und tief in unserer Natur verankert: Schon Ungeborene reagieren auf harmonische Klänge und Babys lassen sich am besten durch leises Vorsingen beruhigen. Kein Wunder, schließlich ist Musik eng mit unseren Emotionen verknüpft. Auf diese Weise übt sie großen Einfluss auf unseren Geist, aber auch auf unseren Körper aus. Wenn wir Musik hören, nehmen wir nicht nur Berührungen anders war – sogar unsere Genaktivität verändert sich.
Musik und Partnerwahl
Eine weitere Wirkung der Musik haben nun Wissenschaftler um Manuela Marin von der Universität Wien aufgedeckt. Sie wollten wissen, welche Rolle Musik bei der Partnerwahl spielen könnte – und untersuchten dafür den Einfluss von Musik auf die subjektive Bewertung von Gesichtern des anderen Geschlechts. „Die Attraktivität des Gesichts ist eines der wichtigsten körperlichen Merkmale, welches die Partnerwahl beeinflussen kann. Wir wollten herausfinden, wie Musik die Wahrnehmung dieses Merkmals womöglich verändert“, erklärt Marins Kollege Helmut Leder.
Zu diesem Zweck spielten die Forscher heterosexuellen Studienteilnehmern unterschiedliche instrumentale Musikausschnitte vor und präsentierten ihnen anschließend Bilder eines gegengeschlechtlichen Gesichts mit neutralem Gesichtsausdruck. Eine Kontrollgruppe bekam nur Gesichter ohne Musik gezeigt. Wie würden die Männer und Frauen die Attraktivität der Gesichter bewerten?
Attraktivere Männer
Es zeigte sich: Während die Männer gegen die Wirkung der Musik offenbar immun waren, ließen sich die Frauen im Versuch stark von den Klängen beeinflussen. Sie bewerteten die männlichen Gesichter als attraktiver, wenn sie zuvor Musik gehört hatten. Auch die Bereitschaft, die vorgestellten Männer zu daten, war in der Musikgruppe deutlich höher als in der „stillen“ Gruppe.
Je komplexer die Musik und je erregender die Klänge, desto größer war dieser Effekt. Für die Wissenschaftler ist damit klar: Musik kann – zumindest bei Frauen – die sexuelle Anziehung beeinflussen und sich damit darauf auswirken, wen wir als potenziellen Partner in Betracht ziehen. „Die empirischen Befunde, dass Musik die Kraft besitzt, menschliches Verhalten in Bezug auf die Partnerwahl zu beeinflussen, nehmen zu“, konstatiert Marin.
Ergebnis sexueller Selektion
Als nächstes wollen die Forscher klären, ob musikalische Fähigkeiten Schwächen in Bezug auf körperliche Attraktivität kompensieren können. Zugespitzt formuliert: Hat ein klavierspielender, eher durchschnittlich aussehender Mann bei Frauen die gleichen Chancen wie ein Adonis, der unmusikalisch ist?
Schon Charles Darwin war seinerzeit der Meinung, dass sich Musik durch sexuelle Selektion entwickelt hat. Demnach dienen die motorischen und kognitiven Fähigkeiten, die beim Musizieren notwendig sind, als Indikator für gute Gene und erhöhen somit den Fortpflanzungserfolg. (Plos One, 2017; doi: 10.1371/journal.pone.0183531)
(Universität Wien, 14.09.2017 – DAL)