Sexistisches Verhalten ist selbst unter Staatsmännern wie Donald Trump weit verbreitet – und gilt als typisch männlich. Doch Vorsicht: Wer diesem Klischee der Männlichkeit besonders gut entspricht, macht sich nicht nur viele Frauen zum Feind. Er schadet womöglich auch seiner Gesundheit, wie Forscher nun herausgefunden haben. Demnach macht das Erfüllen traditioneller männlicher Normen anfälliger für psychische Störungen wie Depressionen.
Der Mann als Playboy und Brötchenverdiener, die Frau als treues Heimchen am Herd und Schmuckstück ihres Gatten: Obwohl solche Vorstellungen inzwischen eigentlich längst veraltet sind, halten sich Klischees in Sachen geschlechtsspezifisches Rollenverständnis in unserer Gesellschaft erstaunlich hartnäckig. Sie beeinflussen, wie wir uns selbst und unsere Mitmenschen wahrnehmen und wie wir uns dem anderen Geschlecht gegenüber verhalten.
Doch nicht nur das: Wer stereotype Erwartungen erfüllt, beeinflusst damit womöglich auch seine Gesundheit – zumindest als Mann. Zu dieser überraschenden Erkenntnis ist nun ein Forscherteam um Joel von der Unduane University in Bloomington gelangt. Der Psychologe und seine Kollegen haben untersucht, welchen Zusammenhang es zwischen angeblich besonders männlichem Verhalten und der mentalen Gesundheit gibt – und dabei einen deutlichen Trend entdeckt.
Rollenklischee mit Nebenwirkungen
Die Wissenschaftler werteten insgesamt 78 Studien mit 19.453 Teilnehmern aus. Dabei konzentrierten sie sich auf elf Normen, die traditionell als Inbegriff der Männlichkeit gelten – unter anderem Playboy-Verhalten, Macht über Frauen, das Streben nach Anerkennung und Status sowie emotionale Kontrolle.
Dabei zeigte sich: Wer dem typisch männlichen Rollenklischee entspricht, ist mental labiler. Solche Männer neigen demnach zu psychischen Störungen wie Depressionen und sind mit ihrem Leben insgesamt unzufriedener. Ganz besonders stark war diese Korrelation den Forschern zufolge bei der Eigenschaft Selbstvertrauen sowie den Charakteristika Playboygehabe und Machtverhalten gegenüber Frauen – also zwei typisch sexistischen Verhaltensweisen.
Hilfe suchen? Eher nicht
„Der robuste Zusammenhang zwischen dem Entsprechen dieser Normen und einem negativen psychischen Gesundheitszustand zeigt, dass Sexismus nicht nur ein gesellschaftliches Problem ist und soziale Ungerechtigkeit schafft“, sagt Wong. „Er kann auch einen schädlichen Effekt auf die mentale Gesundheit jener haben, die eine solche Haltung pflegen.“ Besonders problematisch: Obwohl es dem sexistischen Machomann oft psychisch schlechter geht, holt er sich den Daten zufolge seltener professionelle Hilfe.
Doch nicht alle typisch männlichen Eigenschaften wirken sich negativ auf die Gesundheit aus: So hatte etwa besonders risikofreudiges Verhalten auch positive Effekte. Und die Einstellung, dass die Arbeit über allem steht, hatte gar keinen signifikanten Einfluss auf die Psyche. „Wahrscheinlich weil der exzessive Fokus auf die Arbeit zwar schädlich für die körperliche Gesundheit und private Beziehungen sein kann, einem Menschen aber auch Erfüllung bringt“, glaubt Wong. (Journal of Counseling Psychology, 2016; doi: 10.1037/cou0000176)
(American Psychological Association, 28.11.2016 – DAL)