Schatz im Abfall: Die Rückgewinnung von Gold aus Elektroschrott könnte künftig einfacher und umweltfreundlicher werden. Denn Forscher haben eine simple und ungiftige Chemikalie identifiziert, die Gold effektiv „einfängt“. In der aus dem Schrott erzeugten Metalllösung bildet sie Goldkomplexe, die einfach und sehr selektiv extrahiert werden können. Diese Methode sei daher für ein effektives Gold-Recycling sehr nützlich, so die Forscher im Fachmagazin „Angewandte Chemie“.
Die größten Goldvorkommen liegen nicht in den Tiefe der Erde, sondern in unserem Müll: Elektroschrott wie Handys, Computern und Co enthalten 40 bis 50 Mal mehr Gold als die meisten Erzlagerstätten, wie Forscher unlängst ermittelten. Und sogar im Klärschlamm findet sich mehr Goldstaub als in vielen Lagerstätten. Doch um dieses Gold wiederzugewinnen, ist einiges an Aufwand und oft auch an giftigen Chemikalien nötig – weshalb das Goldrecycling bisher kaum stattfindet
Amid als „Einfang-Helfer“
Eine Lösung für dieses Problem könnten nun Jason Love von der University of Edinburgh und seine Kollegen gefunden haben. Denn sie haben chemische Verbindung identifiziert, die das Gold im aufbereiteten Elektronikschrott effizient und selektiv herauslösen kann. Dabei handelt es sich um ein primäres Amid – eine einfache Verbindung aus einer kurzen Kohlenwasserstoffkette und Stickstoff.
Typischerweise werden die Goldanteile des Elektroschrotts mit einem Säurebad herausgelöst. Dabei gehen jedoch auch andere Metalle in Lösung. Das Gold aus dieser Brühe selektiv wieder auszuscheiden, ist mit bisherigen Mitteln eher ineffektiv: Die Reagenzien sind nicht selektiv genug für Gold, so dass stets eine Mischung aus Gold und weiteren Metallen übrig bleibt.
Selektive Abtrennung
In ihrem Experiment fügten Love und seine Kollegen der salzsauren Aufarbeitungslösung eine Flüssigkeit mit darin gelöstem Amid hinzu. Als Folge bildeten sich im organischen Anteil der Metallbrühe stabile Komplexe aus negativ geladenem Goldchlorid und positiv geladenen Amid-Ionen. Diese „Klumpen“ lassen sich dann relativ leicht und umweltfreundlich in Wasser übertragen, wie die Forscher berichten.
Tests und Analysen ergaben, dass diese Extraktion deutlich effizienter verlief als mit kommerziellen Reagenzien. Nach Ansicht der Forscher könnte ihr chemisches Verfahren daher helfen, preisgünstige, umweltfreundliche und effiziente Recyclingverfahren von Gold und anderen Edelmetallen aus Schrott zu entwickeln.
„Wir erwarten, dass das hier gewonnene chemische Verständnis entscheidend dazu beiträgt, bessere Metall-Recyclingverfahren zu entwickeln“, so Love und seine Kollegen. (Angewandte Chemie, 2016; doi: 10.1002/ange.201606113)
(Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V., 29.08.2016 – NPO)