Geowissen

Explosiver Urzeit-Vulkanausbruch in der Karibik

Eruption vor 2,4 Millionen Jahren war die stärkste seither dokumentierte

Blick auf Guadeloupe - heute ist von dem heftigen Vulkanausbruch vor 2,4 Millionne Jahren hier nichts mehr zu sehen. © NASA/JSC

So stark wie Krakatau und Pinatubo: Vor 2,4 Millionen Jahren ereignete sich in der Karibik ein gewaltiger Vulkanausbruch – der stärkste seither in dieser Region dokumentierte. Diese zuvor unbekannte Eruption haben Forscher entdeckt, als sie Bohrkerne aus dem Meeresgrund vor Guadeloupe untersuchten. Dabei stießen sie auf eine 18 Zentimeter dicke Tephra-Schicht – das ist für die Karibik ungewöhnlich viel, wie die Forscher im Fachmagazin „Geology“ berichten.

Die Karibik ist geologisch gesehen alles andere als ruhig: In dieser Region liegen gleich mehrere Plattengrenzen und tektonische Störungen. Als Folge ereignen sich hier immer wieder starke Erdbeben, wie 2010 das Beben auf Haiti demonstrierte. Am Meeresgrund zeugen zudem Spuren von alten Lava-Austritten und versunkene Inseln davon, dass der Untergrund hier in ständiger Bewegung ist.

Auch Vulkanismus gab und gibt es in der Karibik reichlich. So ist der Vulkan Soufrière Hills auf der Insel Montserrat bis heute aktiv und überdeckte bei einem großen Ausbruch im Jahr 1997 nahezu die gesamte Südhälfte der Insel mit Lava und Asche, seither gibt es immer wieder kleinere Eruptionen. „Ausbrüche wie auf Montserrat in den letzten 20 Jahren sind zwar für die lokale Bevölkerung verheerend, wirken sich aber in der Regel nicht auf die Nachbarinseln aus“, erklärt Martin Palmer von der University of Southampton.

Ungewöhnlich dicke Ablagerungen

Doch wie sich jetzt zeigt, war dies früher ganz anders. Für ihre Studie hatten Palmer und seine Kollegen mehrere Sedimentbohrkerne analysiert, die im Rahmen des Internationalen Tiefbohrprogramms IODP in der Nordkaribik erbohrt wurden. In einem der Bohrkerne, entnommen 30 Kilometer südwestlich von Montserrat und 75 Kilometer westlich von Guadeloupe, stießen die Forscher auf etwas Auffallendes:

Im tieferen Sediment zeigte sich eine rund 18 Zentimeter dicke Schicht aus vulkanischen Ablagerungen, Tephra genannt. Die Eruption, die diese Ablagerungen verursachte, muss sich nach -Datierungen der Forscher vor rund 2,4 Millionen Jahren ereignet haben. Das Spannende daran aber ist die für diese Region ungewöhnlich große Menge der Ablagerungen: Sie deuten darauf hin, dass die Eruption damals extrem explosiv gewesen sein muss.

„Stärker als alle Ausbrüche seither“

„Dieser zuvor unbekannte Vulkanausbruch war wahrscheinlich der stärkste bisher bekannte in dieser Region seit jener Zeit“, sagt Palmer. Aus Untersuchungen der chemischen Zusammensetzung, der Isotope und der Kornmorphologie der Ablagerungen schließen die Forscher, dass die Eruption die Stufe sechs auf dem Vulkanexplosivitätsindex VEI erreicht haben muss. Der dafür verantwortliche Feuerberg lag auf der Insel Guadeloupe.

Damit aber war der Ausbruch vor 2,4 Millionen Jahren so stark, wie der des Krakatau im Jahr 1883, der als der zweitgrößte Ausbruch der gesamten Neuzeit gilt. „Würde sich eine solche Eruption in der Karibik heute ereignen, wäre dies eine tödliche Gefahr für die Bevölkerung der Region“, betont Palmer. „Glücklicherweise zeigt unsere Forschung aber, dass solche Ereignisse hier sehr selten sind und dass keine weitere so große Eruption unmittelbar bevorsteht.“

Ende eines vulkanischen Zentrums

Warum der urzeitliche Vulkanausbruch so besonders stark ausfiel, hängt nach Ansicht der Forscher mit der geologischen Entwicklung dieses Gebiets zusammen: „Man geht davon aus, dass sich große Eruptionen typischerweise dann ereignen, wenn ein vulkanisches Zentrum schon die späten Stadien seines Lebenszyklus erreicht hat“, erklären die Wissenschaftler. Sie bilden sozusagen den krönenden Abschluss.

Genauso könnte es auch mit dem Feuerberg auf Guadeloupe gewesen sein. „Der Ausbruch repräsentiert die letzte Aktivitätsphase dieses basalen Komplexes“, so Palmer und seine Kollegen. Dieser Komplex könnte zuvor nach einer längeren Phase der Ruhe reaktiviert worden sein – und das erklärt die Heftigkeit der Eruption.

„Die Stärke und den Ablauf solcher früheren Ausbrüche zu rekonstruieren ist wichtig, um Vorhersagen über künftige Gefahren machen zu können“, betont Palmer. „Denn nur so könne Wissenschaftler sich ein Bild darüber machen, welche Bedingungen nötig sind, um außergewöhnlich starke Ausbrüche nach vielen eher mäßigen hervorzurufen.“ (Geology, 2016; doi: 10.1130/G37193.1)

(University of Southampton, 18.01.2016 – NPO)

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