Kinderkleidung und Kinderschuhe von Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo enthalten schädliche Chemikalien. Das zeigt ein Test der Umweltorganisation Greenpeace. In mehr als der Hälfte der 26 Proben fanden unabhängige Labore umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien oberhalb der Vergleichs- und Vorsorgewerte. Einige dieser Stoffe gelten als krebserregend, schädigen die Fortpflanzung oder die Leber.
In vielen Discountern gibt es heute neben Lebensmitteln längst auch Nonfood-Artikel, darunter auch Kinderkleidung und Schuhe. Diese meist günstigen Angebote sind beliebt und verlocken viele Menschen zum Kauf. „Eltern werfen gern ein paar Kinderschuhe auf Milch und Butter in den Einkaufswagen“, sagt Kirsten Brodde, Greenpeace-Textilexpertin. Schon Anfang des Jahres hatten Analysen ergeben, dass Kindermode selbst bekannter Marken mit Chemikalien belastet ist.
Jetzt hat Greenpeace auch Kinderkleidung und Kinderschuhe aus Discountern einem Chemikalien-Test unterzogen. Dafür kauften Tester bei Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo in Deutschland, der Schweiz und Österreich Plastiksandeln, Clogs und Gummistiefel, sowie T-Shirts, ein Pyjama, Softshell-Jacken und Jeans. Proben der 26 Produkte wurden von einem unabhängigen Labor auf ihren Gehalt an potenziell gesundheitsschädlichen Chemikalien untersucht.
Erhöhte Schadstoffwerte in allen Kinderschuhen
Das Ergebnis: Vor allem die Schuhe erwiesen sich als relativ stark belastet. In allen elf getesteten Schuhen fanden die Tester Schadstoffe wie Dimethylformamid (DMF), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder 2-Phenyl-2-propanol (2PP). DMF gilt als fortpflanzungsgefährdend, akut toxisch und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. PAKs können Krebs auslösen und das stechend riechende 2PP reizt die Schleimhäute.
Besonders hoch mit DMF belastet waren Kinderschuhe von Aldi-Süd (Booties „Alive“) und Aldi-Nord („walkx kids“): Sie enthielten mehr als 190 Milligramm DMF pro Kilo. Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt Höchstwerte von 10 Milligramm pro Kilo, da sich die Substanz aus dem Material lösen kann. Sieben von 14 Kinderschuhen enthielten zudem 2PP oberhalb des Vergleichswerts von 10 mg/kg. Alle drei getesteten Lidl-Kinderschuhe überschreiten diesen Wert.
Die Kinder-Gummistiefel von Tchibo waren mit 2,2 mg/kg am stärksten mit dem potenziell krebserregenden Naphthalin aus der Gruppe der Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) belastet. Ab Ende 2015 dürfen Kinderprodukte mit Hautkontakt, die über 0,5 mg/kg krebserregende Substanzen aus der PAK-Gruppe enthalten, nicht mehr verkauft werden.
Schädlich vor allem für Arbeiter und Umwelt
Während das Tragen dieser Kleidungsstücke nicht unmittelbar die Gesundheit schädigt, gelangen die Chemikalien über Produkte und Fabriken in Umwelt und Nahrungskette. In China sind bereits zwei Drittel der Gewässer mit schädlichen Chemikalien verschmutzt. „Wir fordern Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo auf, giftfrei produzierte Kleidung zu verkaufen“, so Brodde. „Das Nebenbei-Geschäft der Discounter mit bedenklicher Billigkleidung boomt. Aldi, Lidl und Tchibo müssen ihre Marktmacht nutzen, um saubere Produktionsstandards durchsetzen.“
Neben dem Kleidungstest hat Greenpeace das Textilangebot der Supermärkte einem breiten Nachhaltigkeitscheck unterzogen. Dieser berücksichtigt neben Chemikalien, Rohstoffeinsatz und Wiederverwertbarkeit der Textilien erstmals auch Sozialstandards in der Fertigung. Die größten Schwächen zeigten sich durchweg beim Einsatz gefährlicher Chemikalien. Dabei schneiden Aldi-Süd und Aldi-Nord als „miserabel“ ab, gefolgt von Lidl als „schlecht“. Nur Rewe/Penny und Tchibo ordnet Greenpeace als „Auf dem Weg“ ein, giftfrei ist keiner.
Detaillierteren Ergebnisse des Greenpeace-Produkttests zum Download (PDF).
(Greenpeace, 24.10.2014 – NPO)